Die größte Präsentation österreichischer Weine und vielleicht die eleganteste Weinmesse der Welt, VieVinum, fand vom 25. bis 27. Mai 2024 statt.
Diese prestigeträchtige Weinveranstaltung bot österreichischen Winzern und Kennern aus aller Welt eine einzigartige Gelegenheit, sich zu treffen, zu diskutieren und gemeinsam Wein zu genießen.
VieVinum spiegelte die Dynamik des österreichischen Weinsektors wider und zeigte, wie sich die Branche anpasst und gleichzeitig ihre Identität bewahrt, indem sie neue Klassifizierungssysteme, Rebsorten und Stile einbezieht.
Österreichs sich wandelnde Weinlandschaft
Es liegt nahe, Österreich im Vergleich zu Weinbauhochburgen wie Italien und Frankreich als „kämpferischen Außenseiter“ zu betrachten. Mit knapp 45.000 Hektar Rebfläche ist Österreichs Rebfläche weniger als halb so groß wie die von Bordeaux. Eine solche Sichtweise verkennt jedoch Österreichs jahrtausendealte Weinbautradition und seine führende Rolle in der Entwicklung des Weinbaus und der Önologie.
Ein bedeutender Meilenstein für den österreichischen Wein wurde letztes Jahr mit der Verabschiedung eines neuen Lageklassifizierungssystems erreicht. Chris Yorke , Geschäftsführer des Österreichischen Weinmarketingverbands , bemerkte in seiner Präsentation scherzhaft: „ Wir lieben gute Regulierungen in Österreich.“ 2023 wurde die Thermenregion zum DAC (Districtus Austriae Controllatus) und vervollständigte damit die regionale Strukturierung Österreichs.
Definition von DACs und Klassifizierung von Weinbergen
„Wir haben die letzten 20 Jahre auf einem wirklich wichtigen Weg verbracht und unsere DACs sowie die Typizität jeder Region definiert“, erklärte Yorke. „Dies bildet die Grundlage für unsere nächsten 20 Jahre … nun können wir die einzelnen Weinberge klassifizieren, sofern sie dem DAC-System entsprechen.“ Nach dem neuen System können einzelne Weinberge als Erste Lage (Premier Cru) oder Grosse Lage (Grand Cru) klassifiziert werden.
Yorke rechnet damit, dass die ersten Weinbergklassifizierungen im nächsten Jahr abgeschlossen sein werden. Um diese Klassifizierungen zu erhalten, müssen die Erzeuger bestimmte Kriterien erfüllen, darunter historische Bedeutung, Bodenhomogenität sowie nationale und internationale Bodenbewertungen. „Österreich ist das erste Weinland weltweit, das dies landesweit umsetzt“, erklärte Yorke stolz.
Wiens einzigartige weinbauliche Stellung
Österreichs Weinregionen werden oft mit malerischen Landschaften in Verbindung gebracht, doch auch Wien selbst ist ein Weinbaugebiet mit 582 Hektar Rebfläche. Der Wiener Gemischte Satz erhielt 2013 die DAC-Zertifizierung. Im Jahr 2023 begrüßte Wien 17.261.000 Übernachtungsgäste, ein Plus von 31 % gegenüber 2022, was die wachsende Attraktivität der Stadt als Weinreiseziel unterstreicht.
Österreichische Weinregionen und Highlights
Das Kamptal in Niederösterreich ist bekannt für seine vielfältigen und reichen Terroirs, aus denen einige der renommiertesten Weine Österreichs hervorgehen. Das Weingut Steininger aus dem Kamptal ist besonders für sein faszinierendes Sortiment an Schaumweinen bekannt. Dieses umfasst Rebsorten wie Chardonnay , Grüner Veltliner , Riesling , Weißburgunder, Sauvignon Blanc und Cabernet Sauvignon. Am 22. Oktober, dem Tag des österreichischen Sekts, werden zwei neue Produkte vorgestellt: ein Weißburgunder (100 Monate auf der Hefe gereift) und ein Pinot Noir Blanc de Noirs .
Die Wachau ist berühmt für ihre steilen, terrassierten Weinberge und ihre Grünen Veltliner und Rieslinge. Diese Weine zeichnen sich durch ihre Reinheit, ihre hohe Säure und ihr gutes Reifepotenzial aus. Das Weingut Rudi Pichler beeindruckte mit seinem Grünen Veltliner Ried Hochrain – ein frischer, mineralischer, säurebetonter und komplexer Wein. Die einzigartigen klimatischen Bedingungen der Region und der Einfluss der Donau tragen maßgeblich zum unverwechselbaren Charakter ihrer Weine bei.
Das Kremstal ist eine weitere bedeutende Weinregion in Niederösterreich, bekannt für seine hochwertigen Grünen Veltliner und Rieslinge. Der Ried Gebling Kremstal DAC Grüner Veltliner vom Weingut Anton Zöhrer besticht durch seine Tiefe und Ausdruckskraft. Auch der Ried Gaisberg 1ÖTW Kremstal Reserve Riesling von Petra Unger ist ein bemerkenswertes Beispiel für Komplexität und Eleganz und untermauert den Ruf des Kremstals als exzellente Weinregion.
Das Burgenland ist Österreichs wärmstes Weinbaugebiet und bringt kräftige Rotweine sowie süße Weißweine hervor. Blaufränkisch, die zweithäufigst angebaute Rotweinsorte Österreichs, gedeiht hier prächtig und bringt Weine mit tiefer Farbe, Tanninstruktur und reichhaltigen Aromen hervor. Das Weingut Silvia Heinrich bietet eine beeindruckende Auswahl an Blaufränkisch-Weinen, allen voran den Ried Goldberg Reserve 2019 .
Die Steiermark im Südosten Österreichs ist berühmt für ihre aromatischen Weißweine, insbesondere für Sauvignon Blanc. Die hügelige Landschaft und die vielfältigen Mikroklimata der Region tragen zur lebendigen Säure und den ausdrucksstarken Aromen ihrer Weine bei. Unter den Erfolgen der 15. Sauvignon Selection by CMB2024 stach der Muster.Gamlitz Sauvignon Blanc Grubthal 2020 aus der Südsteiermark besonders hervor und bestach durch seine Eleganz und seinen langen Abgang. Dieser außergewöhnliche Wein begeisterte mit seinen lebhaften Ananasnoten und unterstrich die weinbauliche Exzellenz der Region.
Neue Rebsorten
Grüner Veltliner ist die meistangebaute Rebsorte Österreichs und macht fast ein Drittel (32,4 %) der gesamten Rebfläche aus. Doch der Rote Veltliner mit seiner charakteristischen rosafarbenen Schale gewinnt zunehmend an Bedeutung. Vermutlich ursprünglich aus dem Veltlin in der Lombardei stammend, liegt sein Hauptanbaugebiet heute in Wagram, nordöstlich von Wien. Obwohl der Rote Veltliner nur 0,4 % der österreichischen Rebfläche ausmacht, macht ihn seine Fähigkeit, den Terroircharakter auszudrücken, zu einem vielversprechenden Kandidaten für die Klassifizierung als Einzellage.
Blaufränkisch und Klimaanpassung
Blaufränkisch, Österreichs zweithäufigst angebaute Rotweinsorte, ist bekannt für ihre dunklen, tanninreichen Schalen, die tiefdunkle Weine hervorbringen. Der Trend geht jedoch hin zu leichteren, frischeren Weinen. Raimonds Tomsons, der 2023 vom ASI zum besten Sommelier der Welt gekürt wurde, lobte Blaufränkisch mit den Worten: „Ich bin überzeugt, dass Blaufränkisch neben Klassikern wie Cabernet Sauvignon, Pinot Noir und Syrah zu den großartigsten Rotweinsorten der Welt zählt.“
Blaufränkisch ist trockenresistent und daher bestens für den Klimawandel geeignet. Angesichts steigender Temperaturen und der Schwierigkeiten mancher Rebsorten wie Merlot könnten sich mehr Winzer dem Blaufränkisch zuwenden, vorausgesetzt, er wird im Keller sorgfältig behandelt, um elegante Weine zu erzeugen, die auch moderne Kritiker überzeugen.
Abschluss
Die VieVinum 2024 hob die dynamische und sich stetig weiterentwickelnde österreichische Weinbranche hervor. Durch die Anwendung neuer Klassifizierungssysteme und die Erforschung vielfältiger Rebsorten sind österreichische Weinproduzenten bestens gerüstet, um zukünftige Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig ihr reiches Erbe zu bewahren. Die Messe unterstrich Österreichs Engagement für Qualität und Innovation und festigte seine Position auf der internationalen Weinbühne.