Franciacorta, eine historische Region in der Provinz Brescia in der Lombardei, ist zum Synonym für Italiens renommierteste Schaumweine geworden.
Der Name „Franciacorta“ tauchte erstmals 1277 auf und leitet sich von „corti franche“ oder „freien Höfen“ ab – mittelalterlichen Dörfern, die einst von Steuern befreit waren. Die Wurzeln des Weinbaus in der Region reichen jedoch viel weiter zurück: Archäologische Funde belegen den Weinbau bereits in prähistorischer Zeit, und auch antike Autoren wie Plinius der Ältere, Columella und Vergil erwähnen ihn.
Trotz dieses reichen Erbes begann die moderne Ära des Franciacorta-Weins erst in den 1960er-Jahren, als sich Pionierweingüter etablierten und das Potenzial der Region für den Weinbau neu definierten. Ende der 1970er-Jahre kam es zu einem Wendepunkt: Die italienische Önologie erlebte eine Renaissance, und Franciacorta entwickelte sich zu einem Zentrum für Innovation. Unternehmer aus Brescia und Umgebung investierten massiv in Weinberge und legten damit den Grundstein für das, was bald zum Maßstab für italienischen Schaumwein werden sollte.
1995 erhielt Franciacorta als erstes Anbaugebiet Italiens den DOCG-Status für seine in der Flasche vergorenen Schaumweine. Heute umfasst die Region etwas mehr als 2.000 Hektar Rebfläche. Ihr Wachstum, das Anfang der 2000er-Jahre rasant verlief, hat sich seither verlangsamt, da das lokale Konsortium Qualität und nachhaltiges Wachstum der Massenproduktion vorzieht.
Franciacorta-Weine werden nach der Metodo Classico (traditionelle Methode) hergestellt, die zwar der Champagne in ihrer Technik entspricht, sich aber im Stil deutlich unterscheidet. Zu den zugelassenen Rebsorten gehören Chardonnay , Pinot Noir und bis zu 50 % Pinot Blanc – was Franciacorta von Champagner unterscheidet, für den Pinot Meunier verwendet wird. Franciacorta-Schaumweine sind bekannt für ihre Eleganz, feine Perlage und cremige Textur. Sie weisen oft Noten von Brioche, Mandelgebäck, reifem Pfirsich und exotischen Früchten auf und bieten so ein wärmeres, fruchtigeres Profil als die typische Mineralität und lebendige Säure des Champagners.
Zu den wichtigsten Stilrichtungen gehören:
- Franciacorta DOCG : Die klassische Version.
- Franciacorta Satèn : Hergestellt ohne Pinot Noir und mit niedrigerem Flaschendruck (max. 5 bar), was zu einem weicheren, cremigeren Mundgefühl führt.
- Franciacorta Rosé : Benötigt mindestens 35 % Pinot Noir.
- Millesimato : Vintage Franciacorta, mindestens 30 Monate gereift.
- Riserva : Premium-Weine, die mindestens 60 Monate gereift sind.
Dank der Gründung der Strada del Vino Franciacorta (Franciacorta-Weinstraße) im Jahr 2001 hat der Weintourismus in der Region einen enormen Aufschwung erlebt. Über 100 Weingüter empfangen heute Besucher, viele davon sind in historischen Villen und Anwesen untergebracht und bieten Führungen, Verkostungen und Einblicke in die Kunstfertigkeit hinter jeder einzelnen Flasche.
Das einzigartige Terroir der Region – geprägt vom kühlenden Einfluss des Iseosees und reich an Gletscherböden – sowie die handwerkliche Hingabe an Qualität sorgen dafür, dass Franciacorta zu den besten Schaumweinen der Welt zählt. Vergleiche mit Champagner sind zwar unvermeidlich, doch Franciacorta bietet selbstbewusst eine unverwechselbar italienische Interpretation: raffiniert, ausdrucksstark und unbestreitbar elegant.