Am Samstag, dem 17. August 2024, erlebte der Wiener Bezirk Döbling ein extremes Wetterereignis, das Geschichte schrieb. Innerhalb weniger Stunden fielen rekordverdächtige 110 Liter Regen pro Quadratmeter – der höchste jemals in diesem Sommer gemessene Niederschlag.
Der sintflutartige Regen führte zu teilweisen Überschwemmungen im nördlichen Teil der Hauptstadt, während Hagelstürme schwere Schäden an Wiens berühmten Weinbergen, insbesondere in der Region Nussberg, anrichteten.
Auswirkungen auf die Wiener Weinberge
Die Folgen des Sturms waren verheerend für die Wiener Weinberge. Rund 100 Hektar Rebfläche wurden vom Hagel in Mitterberg beschädigt, insbesondere im unteren Nussberg. Die Weinberge Gollin und Mitterberg wurden am stärksten getroffen und erlitten erhebliche Schäden. Auch die nahegelegenen Grinzing-Weinberge verzeichneten kleinere Verluste. Die Schadensaufnahme dauert noch an, da viele der betroffenen Reben zum Zeitpunkt des Sturms noch grün waren. Das volle Ausmaß der Schäden lässt sich daher erst in den nächsten Tagen abschätzen.
Der Zeitpunkt des Sturms hätte nicht ungünstiger sein können. Die Trauben in diesen Weinbergen waren bereits fast vollreif und daher besonders gefährdet. Laut der Österreichischen Hagelversicherung (ÖHV), die erste Schadensbegutachtungen durchgeführt hat, beläuft sich der Gesamtschaden für den Wiener Weinbau auf rund 500.000 Euro. Da die gesamte Rebfläche Wiens etwa 580 Hektar beträgt, stellen die vom Sturm betroffenen 100 Hektar einen erheblichen Teil der Wiener Weinproduktion dar.
Ein entscheidender Moment für die Ernte 2024
Die Weinlese 2024, die aufgrund günstiger Wachstumsbedingungen zu Beginn des Jahres ohnehin als eine der frühesten in der Geschichte erwartet wurde, ist nun gefährdet. Gerhard Lobner, Geschäftsführer von Mayer am Pfarrplatz, einem der renommiertesten Weingüter Wiens, äußerte sich besorgt über den Zeitpunkt und die Heftigkeit des Hagelsturms. Laut Lobner könnte der Hagel Fäulnisstellen an den reifen Trauben verursachen und dadurch die Qualität der gesamten Ernte beeinträchtigen. Er merkte an, dass der Schaden deutlich geringer ausgefallen wäre, wenn der Sturm sechs Wochen früher stattgefunden hätte, da die Trauben dann weniger reif und widerstandsfähiger gewesen wären.
Trotz der schweren Schäden bleibt Lobner vorsichtig optimistisch. Er erklärte, dass die Trauben in vielen Gebieten zwar stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, die Schäden aber durch die Trockenheit in den Tagen nach dem Sturm möglicherweise abgemildert werden könnten. Sollte das Wetter anhalten und eine selektive Lese erfolgen, besteht die Hoffnung, dass die Qualität des Weins erhalten werden kann, auch wenn die Menge voraussichtlich geringer ausfallen wird als ursprünglich geplant.
Weitreichende Folgen des Sturms
Das extreme Wetterereignis am 17. August beeinträchtigte nicht nur die Weinberge. In ganz Wien führten die rekordverdächtigen Regenfälle zu großflächigen Überschwemmungen, insbesondere in Straßen und Unterführungen. Die Wetterstation Hohe Warte meldete sogar noch höhere Niederschlagsmengen von bis zu 140 Litern pro Quadratmeter. Die plötzliche und heftige Natur des Unwetters überforderte die städtische Infrastruktur und verursachte Sturzfluten, die Anwohner einschlossen und erhebliche Beeinträchtigungen zur Folge hatten. Ein tragischer Vorfall ereignete sich, als eine Frau unter einen Bus gespült wurde und nun um ihr Leben kämpft.
Dank effektiver Bodenbearbeitung und Anbautechniken blieben die Weinberge zwar von massiver Erosion verschont, doch die Hagelstürme richteten an den Reben weitreichende und schwere Schäden an. Lobner schätzt, dass allein auf dem Weingut Mayer am Pfarrplatz 30 bis 40 Hektar betroffen waren, wobei der Schaden je nach Lage zwischen fünf und über 50 Prozent variierte. Eine genauere Schadensbewertung wird erst in den kommenden Tagen möglich sein, wenn das volle Ausmaß sichtbar wird.
Eine herausfordernde Zukunft für Wiens Winzer
Die Wiener Winzer sind mit den Herausforderungen extremer Wetterereignisse vertraut, doch das Ausmaß und der Zeitpunkt dieses Sturms stellen sie vor besondere Schwierigkeiten. Lobner und sein Team von Mayer am Pfarrplatz bereiten sich, wie viele andere Winzer in der Region, auf eine selektive Lese vor, um aus den beschädigten Weinbergen noch etwas zu retten. Der Ausgang der diesjährigen Weinproduktion ist ungewiss; es besteht die Möglichkeit geringerer Erträge und das Risiko von Qualitätseinbußen aufgrund der entstandenen Schäden.
Quelle: Der-Winzer, Vinaria