Der andauernde Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union hat die Weinindustrie erneut in eine prekäre Lage gebracht.
Am 20. März informierte die US Wine Trade Alliance (USWTA) ihre Mitglieder darüber, dass die US-Regierung ihre Entscheidung über die Einführung von Vergeltungszöllen auf europäische Weine und Spirituosen bis zum 14. April verschoben hat, nachdem die EU die Einführung von Zöllen auf amerikanische Waren bis zum 13. April hinausgezögert hatte. Dies ist eine Reaktion auf den transatlantischen Streit um Stahl- und Aluminiumzölle, in dessen Folge US-Präsident Donald Trump mit einer Erhöhung der Zölle auf europäische Weine und Spirituosen um 200 % ab dem 13. März gedroht hatte.
Eine vorübergehende Atempause mit anhaltenden Problemen
Die USWTA wertet die Verschiebung als kleinen Erfolg, da sie Zeit für Verhandlungen verschafft und möglicherweise Spannungen abbaut. Dennoch herrscht weiterhin Unsicherheit in der Branche, was viele Importeure und Produzenten in einer Art Schwebezustand versetzt. Die Branche befindet sich im Spannungsfeld zwischen Freihandel und Strafzöllen – weder völlig offen noch vollständig eingeschränkt. Dies hat bereits zu unmittelbaren Marktstörungen geführt, da Käufer ihre Käufe gestoppt haben, um finanzielle Risiken zu minimieren.
Importeure ergreifen Vorsichtsmaßnahmen
Ein Winzer aus dem Loiretal teilte eine E-Mail eines New Yorker Importeurs, in der die Unsicherheit der Lage geschildert wurde. Der Importeur räumte ein, dass noch keine offizielle Richtlinie festgelegt sei, erklärte aber, es sei nicht die Frage, ob Zölle erhoben würden, sondern wann und in welcher Höhe. Vorsorglich wurden alle neuen Seefrachtsendungen aus der EU sowie alle noch nicht verladenen Container bis zur Stabilisierung der Lage nach dem 13. April ausgesetzt.
Dies stellt einen beispiellosen Schritt für einige US-Importeure dar, die ihre Lieferketten noch nie zuvor vollständig unterbrochen haben. Der Importeur betonte das erhebliche finanzielle Risiko und erklärte, dass die Zahlung von Zöllen in Höhe von bis zu 200 % – selbst für einen begrenzten Zeitraum – die kurzfristigen Vorteile der Aufrechterhaltung der Lagerbestände überwiegen würde.
Industrie im "Fegefeuer"
Die amerikanische Weinindustrie befindet sich derzeit in einer von der USWTA als „Fegefeuer“ bezeichneten Situation – sie profitiert nicht mehr vom uneingeschränkten Handel, ist aber auch nicht mehr vollständig von extremen Zöllen belastet. Diese Phase der Unsicherheit hat bereits Kaufentscheidungen beeinflusst, Lieferketten unterbrochen und sowohl europäische Exporteure als auch US-Importeure nach Klarheit suchen lassen.
Der Weg vor uns
Mit Blick auf die nahenden Fristen im April herrscht in der Weinbranche weiterhin Anspannung, da die endgültigen Entscheidungen der USA und der EU erwartet werden. Eine Verhandlungslösung wäre ideal, doch solange keine eindeutige Vereinbarung vorliegt, müssen Importeure, Produzenten und Händler in einem volatilen Handelsumfeld agieren, das den internationalen Weinhandel grundlegend verändern könnte.
Quelle: Vitisphere