Während die Spannungen im transatlantischen Handel weiter brodeln, erhebt die US-amerikanische Weinindustrie ihre Stimme lauter denn je.
Nach dem jüngsten Zollabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union – in dessen Rahmen ein 15-prozentiger Zoll auf eine Reihe europäischer Produkte eingeführt wurde – fordert die amerikanische Weinbranche ein dringendes Eingreifen: Europäische Weine sollten von diesen neuen Abgaben ausgenommen werden.
Das Abkommen bietet zwar einen Hoffnungsschimmer, indem es Luftfahrtgüter und bestimmte Medizinprodukte ausnimmt, lässt aber Weine und Spirituosen aus. Für die US-amerikanische Weinbranche ist dieser Ausschluss alarmierend. Branchenvertreter befürchten, dass die Folgen sich auf die gesamte Lieferkette auswirken und Importeure, Händler, Einzelhändler, Restaurants und die amerikanischen Weingüter selbst betreffen könnten.
Ben Aneff, Präsident der US Wine Trade Alliance (USWTA), reagierte umgehend. Er begrüßte die Ankündigung der Zollbehörden zwar als Fortschritt, betonte aber gleichzeitig die Notwendigkeit, Wein in das „Null-für-Null“-Zollbefreiungssystem einzubeziehen. Er warnte davor, dass ein Ausschluss von Wein aus der Liste der befreiten Waren sowohl der US-Wirtschaft als auch dem globalen Ansehen des Weinsektors tiefgreifenden und dauerhaften Schaden zufügen könnte.
Die Zahlen bestätigen seine Befürchtungen. Laut USWTA führte allein die Androhung neuer Zölle zu einem deutlichen Rückgang der europäischen Weinimporte in die USA, was allein im Mai zu geschätzten Verlusten von 479 Millionen US-Dollar führte. Betroffen sind Vertriebsunternehmen, Weinhändler und Gastronomiebetriebe, die allesamt stark vom Absatz europäischer Weine abhängig sind. Gleichzeitig sanken die US-Weinexporte im Jahresvergleich um 41 Prozent , was auf einen Einbruch des bilateralen Handels hindeutet.
Diese Entwicklungen haben in der Branche zu schnellen Reaktionen geführt. Mitte Juli schlossen sich mehrere große Weinverbände – darunter WineAmerica, Napa Valley Vintners, die Wine & Spirits Wholesalers of America (WSWA) und die National Association of Wine Retailers – mit der USWTA zusammen, um einen gemeinsamen Brief an Präsident Trump zu senden. Ihre Botschaft: Zölle auf Wein gefährden amerikanische Arbeitsplätze, Unternehmen und Verbraucher.
Die Zollankündigung vom vergangenen Wochenende hat die Dringlichkeit noch verstärkt. Dieselbe Koalition appellierte erneut an die Regierung und bekräftigte die Wichtigkeit, Wein von Strafzöllen auszunehmen und ein langfristiges, zollfreies Abkommen zu sichern. Während die Gespräche zwischen US-amerikanischen und EU-Beamten andauern, hält die Weinbranche den Druck hoch und hofft, dass Wein nicht zum Opfer der Handelskriegstaktiken wird, sondern als Brücke zwischen den Volkswirtschaften dient.
Ohne Ausnahmeregelungen könnten die Zölle die Weinpreise für US-Verbraucher erhöhen, den Zugang zu europäischen Weinen einschränken und Geschäftsmodelle, deren Aufbau Jahrzehnte gedauert hat, zerstören. Da mehr als 4.700 Weingüter in den USA auf Importe und Exporte angewiesen sind , steht viel auf dem Spiel.
Noch ist die Flasche verschlossen. Doch die Frage bleibt: Werden die politischen Entscheidungsträger handeln, bevor der Schaden irreparabel wird?
Quelle: Vinetur