USA EU Wine Tariffs

US-Weinindustrie rüstet sich für 200%igen Zoll auf europäische Importe

Die US-Weinindustrie bereitet sich auf eine mögliche Krise vor, da Präsident Donald Trump mit der Einführung eines horrenden Zolls von 200% auf europäische Weine, Champagner und Spirituosen gedroht hat.

Diese vorgeschlagene Maßnahme ist eine Reaktion auf die von der Europäischen Union geplante Erhebung eines 50-prozentigen Zolls auf amerikanischen Whiskey, der am 1. April in Kraft treten soll. Der drohende Handelskrieg sorgt bei Weinimporteuren, Einzelhändlern und Verbrauchern für große Besorgnis, da sie befürchten, dass die hohen Zölle die Branche erheblich beeinträchtigen könnten.

Ein Markt am Rande

Weinhändler und -importeure in den USA befürchten, dass ein solch drastischer Preisanstieg zu einem starken Nachfragerückgang bei europäischen Weinen führen würde. Ronnie Sanders, Geschäftsführer von Vine Street Imports in New Jersey, bezweifelt, dass amerikanische Verbraucher bereit wären, deutlich höhere Preise für ihre europäischen Lieblingsweine zu zahlen. „Der Preisanstieg wäre so extrem, dass er ganze Marktsegmente vernichten könnte“, so Sanders.

Jeff Zacharia, Präsident des New Yorker Weinhändlers Zachys, teilt diese Bedenken. Europäische Weine machen 80 % des Umsatzes seines Unternehmens aus, und er befürchtet, dass US-amerikanische Weinhändler nicht über genügend heimische Weine verfügen werden, um diese zu ersetzen. Vorsorglich hat Zacharia daher den Kauf neuer europäischer Weine vorerst gestoppt und wartet auf weitere Klarheit in der Situation.

Europas entscheidende Rolle beim Alkoholkonsum in den USA

Laut dem globalen Alkoholdatenanbieter IWSR machten europäische Weine und Spirituosen 2023 17 % des gesamten Alkoholkonsums in den USA aus. Italien und Frankreich sind für den amerikanischen Weinmarkt von besonderer Bedeutung, da sie Premiumweine liefern, die viele Konsumenten erwarten. Die USA bleiben Nettoimporteur von Alkohol; ausländische alkoholische Getränke machten 2022 14 % aller US-Agrarimporte aus.

Marten Lodewijks, Präsident von IWSR US, erklärte, dass ein Zoll von 200 % zwar nicht beispiellos sei, solch hohe Einfuhrzölle jedoch üblicherweise gezielter erhoben würden. Er verwies auf Chinas Zölle auf australischen Wein im Jahr 2020, die einen Exportrückgang von 90 % zur Folge hatten. Obwohl China diese Zölle schließlich aufhob, hatte die australische Weinindustrie bereits massive Verluste erlitten. Ein ähnliches Szenario könnte sich in den USA abspielen, wenn europäische Weine aufgrund der hohen Preise nicht mehr erschwinglich sind.

Europas Reaktion und globale Handelsbedenken

Die angedrohten Zölle haben in Europa bereits Besorgnis ausgelöst. Ettore Prandini, Präsident des italienischen Agrarverbands Coldiretti, warnte, dass Vergeltungsmaßnahmen zu einem umfassenden Handelskrieg führen und sowohl US-Verbraucher als auch Landwirte schädigen könnten. Die italienischen Weinexporte in die USA erreichten im vergangenen Jahr 1,9 Milliarden Euro, was die engen wirtschaftlichen Verflechtungen verdeutlicht.

Der US-amerikanische Markt für Weine und Spirituosen hat in Frankreich ein jährliches Volumen von vier Milliarden Euro. Gabriel Picard, Präsident des französischen Verbandes der Wein- und Spirituosenexporteure, bezeichnete die potenziellen Zölle als „verheerend“ für die französische Alkoholindustrie. Einige europäische Winzer haben bereits geplante Lieferungen in die USA storniert und begründen dies mit der Angst vor finanziellen Verlusten. Jacques Barreau, Mitbegründer des französischen Weintransportunternehmens Grain de Sail, berichtete, dass die Exporte in die USA aufgrund der Unsicherheit nahezu zum Erliegen gekommen seien.

Weinhändler reagieren auf den Ansturm der Verbraucher beim Weinkauf

Während einige europäische Weinlieferungen pausiert haben, versuchen amerikanische Weinhändler fieberhaft, sich anzupassen. Eine Weinbar in Washington, D.C., startete kürzlich einen Sonderverkauf wegen der hohen Zölle und rief ihre Kunden dazu auf, sich mit ihren Lieblingsweinen einzudecken, bevor die Preise in die Höhe schnellen. Branchenkenner sind jedoch weiterhin skeptisch, ob Trump die angekündigten 200-prozentigen Zölle tatsächlich einführen wird.

Mark O'Callaghan, Gründer des Wein- und Spirituosengeschäfts Exit 9 Wine & Liquor Warehouse in New York, wies auf die sich rasch verändernde politische Lage hin. „Die Situation ändert sich täglich. Sollte es tatsächlich zu Zöllen kommen, könnte dies den US-Weinmarkt grundlegend verändern – aber im Moment ist es noch zu früh, um das abzuschätzen“, sagte er.

Große Spirituosenhändler wie Total Wine und Southern Glazer's Wine & Spirits haben sich zu den möglichen Zöllen noch nicht geäußert. Angesichts des nahenden Stichtags am 1. April und der zunehmenden Handelsspannungen warten Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen gespannt auf die weitere Entwicklung.

Quelle: Vinetur

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