Wein in Dosen gewinnt auf dem Markt rasant an Beliebtheit, insbesondere bei jungen Konsumenten, die seine Bequemlichkeit, das moderne Design und die Recyclingfähigkeit schätzen.
Dieser Trend ist besonders im Frühling und Sommer zu beobachten, wenn bei Veranstaltungen im Freien wie Picknicks, Konzerten und Strandausflügen handliche Verpackungen und Einzelportionen gegenüber traditionellen Glasflaschen bevorzugt werden.
Der Reiz von Dosenwein
Der Aufstieg von Wein in Dosen lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen:
- Komfort : Dosen sind leicht, tragbar und benötigen keinen Korkenzieher, wodurch sie sich ideal für den Konsum unterwegs eignen.
- Design : Das schlanke, moderne Design der Dosen spricht jüngere Konsumenten an, die Wert auf Ästhetik und Innovation legen.
- Recyclingfähigkeit : Aluminiumdosen sind in hohem Maße recycelbar und entsprechen damit den umweltbewussten Werten vieler heutiger Verbraucher.
Die Geruchsherausforderung
Trotz seiner wachsenden Beliebtheit steht Wein in Dosen vor einer erheblichen Marketingherausforderung: Einige Verbraucher berichten von einem Geruch nach faulen Eiern beim Öffnen der Dosen. Obwohl Geschmack und Qualität des Weins davon unbeeinträchtigt bleiben, hat der unangenehme Geruch bei den Herstellern Besorgnis ausgelöst.
Untersuchung der Cornell University
Um dieses Problem anzugehen, wandte sich ein Zusammenschluss von New Yorker Weingütern an die Lebensmittelwissenschaftliche Fakultät der Cornell University . Die Professoren Dr. Gavin Sacks und Dr. Julie Goddard begannen zusammen mit ihrem Team im Jahr 2018 mit der Untersuchung des Problems. Ihre im „American Journal of Enology and Viticulture “ veröffentlichte Forschung deckte die Ursache des Geruchs auf und ebnet den Weg für innovative Lösungen.
Identifizierung des Problems
Das Team der Cornell University entdeckte, dass die Ursache für den Geruch eine chemische Reaktion zwischen Schwefeldioxid (SO₂) und Aluminium ist. SO₂, das in geringen Mengen (zwischen 0,5 und 1 ppm) im Wein vorkommt, dient als Konservierungsmittel und wirkt der Oxidation entgegen. Reagiert SO₂ jedoch mit Aluminium, entsteht Schwefelwasserstoff (H₂S), der für seinen Geruch nach faulen Eiern bekannt ist.
Dr. Sacks erklärte: „Wir stellten fest, dass bei Weinen mit mehr als 0,5 ppm molekularem SO2 der H2S-Gehalt, der an faule Eier erinnert, innerhalb von vier bis acht Monaten deutlich anstieg.“
Geruchsminderung
Mit diesem Wissen im Gepäck gab das Team der Cornell University den Winzern umgehend Empfehlungen. Sie schlugen vor, möglichst niedrige SO₂-Werte anzustreben, um die Bildung von H₂S zu minimieren. Eine vollständige Entfernung von SO₂ erwies sich jedoch aufgrund seiner essenziellen Rolle bei der Verhinderung von Oxidation und mikrobiellem Wachstum als keine praktikable Lösung.
Dr. Sacks merkte an: „Wir empfehlen Weingütern zunächst, sich an den unteren Bereich dessen zu halten, womit sie üblicherweise zufrieden sind. Ja, es besteht die Möglichkeit, dass es vermehrt zu Rostproblemen kommt. Die gute Nachricht ist jedoch, dass Dosen einen luftdichten Verschluss bieten. Bei korrekter Abfüllung dringt kaum Luft ein, weshalb Brauer sie so schätzen. Sie sind ideal, um Oxidation zu verhindern.“
Verbraucherpräferenzen und Markttrends
Interessanterweise tritt das Geruchsproblem häufiger bei Weiß- und Schaumweinen als bei Rotweinen auf. Rotweine weisen typischerweise einen geringeren Gehalt an molekularem SO₂ auf, wodurch die Wahrscheinlichkeit der chemischen Reaktion sinkt. Zudem hat die Wahrnehmung, dass Wein in Dosen weniger hochwertig sei, dazu geführt, dass Hersteller vorwiegend Weißweine, Roséweine und Schaumweine – also jene Weine, die am anfälligsten für das Geruchsproblem sind – in Dosen abfüllen.
Dr. Sacks hob diese Ironie hervor und erklärte: „Der Gehalt an molekularem SO2 ist in Rotweinen typischerweise niedriger als in Weißweinen. Es ist paradox, dass molekulares SO2 für den Geruch in Dosenweinen verantwortlich ist. Da Verbraucher Dosen im Allgemeinen mit günstigeren, weniger hochwertigen Weinen assoziieren, füllen viele Unternehmen ihre Rotweine nicht in Dosen ab.“
Innovative Lösungen: Polymere und Müllbeutel
Um das SO₂-Problem wirksam zu bekämpfen, setzt das Team der Cornell University auf innovative Materialien – insbesondere Polymere. Dank neuer Fördermittel des National Institute of Food and Agriculture (NIFA) des US-Landwirtschaftsministeriums entwickeln sie recycelbare, lebensmittelgeeignete Polymere zur Beschichtung von Aluminiumdosen. Diese Polymere sollen die chemische Reaktion, die H₂S erzeugt, verhindern und gleichzeitig die Haltbarkeit des Weins gewährleisten.
Das Team hat außerdem mit Dr. Héctor Abruña , einem Chemieprofessor, zusammengearbeitet, um diese Dosenbeschichtungen zu entwickeln. Ihr Fokus liegt auf der Erhaltung der Recyclingfähigkeit, der Senkung der Herstellungskosten und der Verhinderung anderer potenzieller chemischer Reaktionen mit dem Wein.
Verpflichtung zur Verbesserung
Während die Forschung noch läuft, arbeitet das Team der Cornell University weiterhin mit vollem Engagement daran, die Qualität von Dosenwein zu verbessern. Dr. Sacks zeigte sich begeistert: „Ich fand Aluminiumdosen langweilig, bis ich selbst damit gearbeitet habe. Die heutige Generation von Weinkonsumenten, die jetzt erwachsen werden, wünscht sich ein Getränk, das man überallhin mitnehmen kann, zum Beispiel zum Konzert oder ans Schwimmbad. Das trifft auf Wein in einer Glasflasche mit Korken nicht wirklich zu, aber auf eine Dose schon.“
Da Dosenwein immer beliebter wird, ist die Lösung des Geruchsproblems und die Sicherstellung der Produktqualität entscheidend. Dank der kontinuierlichen Bemühungen des Forschungsteams der Cornell University sieht die Zukunft für Dosenwein vielversprechend aus – eine Kombination aus Komfort, Innovation und Nachhaltigkeit.