Während sich die Weinbranche in der Zeit nach COVID zurechtfindet, hat sich 2024 als ein weiteres herausforderndes Jahr erwiesen.
Der anfängliche Optimismus nach der Pandemie verflog schnell und wich einer schwierigeren Lage. Nach einem turbulenten Jahr 2023 bestätigte sich der anhaltende Abwärtstrend 2024, insbesondere im internationalen Weinhandel. Trotz vereinzelter Wachstumsphasen, vor allem bei Schaumweinen, ist das Gesamtbild rückläufig; lediglich wenige Märkte wie die USA, Kanada, China und Brasilien weisen positive Ergebnisse auf.
Die wichtigsten Erkenntnisse des Wine Monitor Forums, das live aus Bologna übertragen wurde, unterstreichen die anhaltenden Schwierigkeiten des globalen Weinsektors. Laut Denis Pantini von Nomisma verzeichneten die zwölf wichtigsten Importmärkte – die über 60 % der weltweiten Weinimporte ausmachen – insgesamt einen Rückgang von 0,8 %. Italien bildete jedoch eine Ausnahme: Hier stiegen die Importe um 0,2 %, vor allem dank der Exporte von Schaumweinen, insbesondere Prosecco. Dieser Wandel war besonders deutlich in Märkten wie den USA (+11,2 %), Kanada (+9,4 %), Australien (+10,2 %) und China (+11 %), wo sich italienische Schaumweine trotz des allgemeinen globalen Rückgangs des Weinkonsums gut behaupteten.
Die Lage für französische Weine, insbesondere für Champagner, gestaltete sich deutlich schwieriger. Mit einem weltweiten Mengenrückgang von 10,8 % gerieten Frankreichs Weinexporte unter Druck und mussten in fast allen wichtigen Märkten erhebliche Einbrüche hinnehmen. Dies stand im krassen Gegensatz zu Italien, das ein positives Wachstum verzeichnete, insbesondere bei Schaumweinen und Sorten mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g.U.) wie Prosecco (+12,3 %).
Die Auswirkungen der Inflation auf den Inlandsweinabsatz, insbesondere in Italien, waren deutlich spürbar. Der italienische Markt verzeichnete einen Rückgang der über moderne Vertriebskanäle verkauften Mengen, wobei Rotweine (-4,6 %) und Schaumweine (-7,4 %) besonders stark betroffen waren. Discounter hingegen meldeten ein moderates Wertwachstum, vor allem aufgrund der starken Nachfrage nach Schaumweinen, die sich weiterhin sowohl auf dem Inlands- als auch auf dem internationalen Markt gut behaupten.
Aufstrebende Märkte und Chancen für italienische Weine
Einer der erfreulichsten Aspekte für italienische Weine ist das Wachstum in Schwellenländern. Besonders vielversprechend ist die Ausweitung der Weinexporte nach Osteuropa und Lateinamerika. Länder wie Polen, Rumänien, Mexiko und Brasilien schätzen italienische Weine zunehmend, wobei Brasilien mit einem Anstieg der italienischen Weinimporte um 12,9 % im Jahr 2024 die Nase vorn hat. Dieses Wachstum, kombiniert mit Italiens Premiumpositionierung in Märkten wie Brasilien, wo toskanische und piemontesische Rotweine besonders geschätzt werden, lässt in einem ansonsten schwierigen globalen Markt Hoffnung aufkeimen.
Das Mercosur-Handelsabkommen, dem Brasilien, Argentinien und weitere lateinamerikanische Länder angehören, eröffnet italienischen Weinexporten weiterhin neue Möglichkeiten. Obwohl die Kaufkraft in diesen Märkten nicht so hoch ist wie in Europa oder Nordamerika, bleibt die Nachfrage nach Qualitätsweinen, insbesondere aus Italien, stark. Italienische Weine, vor allem Rotweine, gewinnen in diesen Regionen an Bedeutung. Der Durchschnittspreis pro Liter liegt bei 3,76 Euro und ist damit höher als bei Konkurrenten wie Chile und Argentinien, aber immer noch niedriger als in Frankreich.
Veränderte Verbraucherpräferenzen und der Aufstieg alkoholfreier Weine
Ein weiterer wichtiger Faktor, der den globalen Weinmarkt beeinflusst, ist das sich wandelnde Konsumentenprofil. Jüngere Generationen, insbesondere die Generation Z, zeigen weniger Interesse am traditionellen Weinkonsum, trinken Wein lieber nur zu besonderen Anlässen und legen mehr Wert auf Alkoholgehalt und Nachhaltigkeit. Dies hat zum Aufstieg alkoholfreier Weine beigetragen, die vor allem in Märkten wie den USA, wo die Nachfrage nach alkoholfreien Alternativen wächst, immer beliebter werden.
Tatsächlich verzeichnen alkoholfreie Weine auf dem US-Markt beachtliche Fortschritte, mit vermehrten Listungen bei Händlern und einer wachsenden Präsenz im HoReCa-Sektor. Produzenten wie Argea haben diesen Trend aufgegriffen und bieten ein Portfolio alkoholfreier Weine an, die bereits vielversprechende erste Erfolge erzielt haben. Da jüngere Generationen zunehmend nach alkoholärmeren oder alkoholfreien Alternativen suchen, wird die Nachfrage nach diesen Produkten voraussichtlich steigen, wenn auch langsamer als bei traditionellen Weinen.
Die Zukunft der Weinexporte: Ein Blick nach vorn
Mit Blick auf die Zukunft müssen sich Weinproduzenten, insbesondere aus Italien, an die Herausforderungen des Protektionismus, veränderter Verbraucherpräferenzen und neuer Märkte anpassen. Zwar bleiben etablierte Märkte wie die USA, Kanada und Großbritannien wichtig, doch der Wettbewerb verschärft sich. Gleichzeitig bieten neuere Märkte in Osteuropa und Lateinamerika Wachstumschancen.
Die globale Weinindustrie wird voraussichtlich tiefgreifende Veränderungen durchlaufen, da die Auswirkungen des Klimawandels und sich wandelnde Verbraucherpräferenzen die Branche weiterhin prägen werden. Innovationen im Weinbau und in der Weinherstellung sowie die Entwicklung neuer Weinformate, wie beispielsweise kleinere Flaschen oder nachhaltigere Verpackungen, werden unerlässlich sein, um den Bedürfnissen des modernen Weinkonsumenten gerecht zu werden.
Quelle: WineNews