fake or real

Die versteckten Kosten von Fälschungen: Wie gefälschter Alkohol die europäische Weinindustrie hart trifft

Die Wein- und Spirituosenindustrie in Europa sieht sich einer stillen, aber kostspieligen Bedrohung gegenüber – der Produktfälschung.

Laut einem aktuellen Bericht des Amtes der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) verursachten gefälschte alkoholische Getränke zwischen 2013 und 2017 in den 27 EU-Mitgliedstaaten einen wirtschaftlichen Schaden von 2 Milliarden Euro. Unter Einbeziehung des Vereinigten Königreichs steigt der Gesamtschaden auf 2,29 Milliarden Euro , was 5,3 % des gesamten Umsatzverlusts in diesem Sektor entspricht.

Dieser illegale Handel hat nicht nur die Staatseinnahmen beeinträchtigt, sondern auch zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten geführt. Zu den am stärksten betroffenen Ländern gehören:

  • Spanien : Umsatzeinbußen in Höhe von 380 Millionen Euro, 1.126 verlorene Arbeitsplätze
  • Frankreich : Umsatzeinbußen in Höhe von 316 Millionen Euro, 1.193 verlorene Arbeitsplätze
  • Italien : Umsatzeinbußen in Höhe von 302 Millionen Euro, 648 verlorene Arbeitsplätze
  • Deutschland : Umsatzeinbußen in Höhe von 279 Millionen Euro

Diese Zahlen unterstreichen die Fragilität des Sektors angesichts organisierter Kriminalität und die dringende Notwendigkeit koordinierter Maßnahmen.

Das große Ganze: Gesundheit, Steuern und Vertrauen

Neben finanziellen Schäden und Arbeitsplatzverlusten stellen gefälschte alkoholische Getränke ein ernstes Gesundheitsrisiko dar. Kriminelle manipulieren häufig die Produktionsprozesse, verwenden unsichere Materialien oder füllen Originalflaschen mit minderwertigen Flüssigkeiten ab. Dies täuscht nicht nur die Verbraucher, sondern gefährdet auch deren Gesundheit.

Die Kosten für die Regierungen sind ebenso alarmierend. Das EUIPO schätzt, dass im selben Zeitraum durch gefälschte alkoholische Getränke Steuereinnahmen in Höhe von 2,068 Milliarden Euro verloren gingen – Gelder, die für öffentliche Dienstleistungen hätten verwendet werden können.

E-Commerce: Ein neues Betätigungsfeld für Betrüger

Das rasante Wachstum von Online-Marktplätzen hat Fälschern neue Wege eröffnet. Laut dem Europol-Bericht „Serious and Organised Crime Threat Assessment 2025“ (SOCTA) erleichtern digitale Plattformen den anonymen Vertrieb gefälschter Waren – darunter Wein und Spirituosen – so sehr wie nie zuvor. Betrüger manipulieren Etiketten, drucken gefälschte Zertifikate und verwenden echte Flaschen, um gefälschte Produkte zu verkaufen.

Durchgreifen: EU-weite Operationen und Beschlagnahmungen

Die Bemühungen zur Bekämpfung dieser Flut von Fälschungen wurden verstärkt. Die gemeinsame Operation Opson von Europol und Interpol beschlagnahmte allein im Jahr 2024 minderwertige Lebensmittel und Getränke im Wert von 91 Millionen Euro . Darunter befanden sich 22.000 Tonnen Lebensmittel und 850.000 Liter Getränke , darunter viele alkoholische.

Im Jahr 2020 zählten Süßwaren, Nudeln, Kekse und Chips zu den am häufigsten beschlagnahmten gefälschten Waren an den EU-Außengrenzen – nur gefälschte Medikamente und Elektronikartikel rangierten noch höher.

Was Verbraucher tun können: Bewusstsein schaffen und handeln

Die Kampagne „Was steht auf dem Tisch?“ des EUIPO, die zum Welttag gegen Produktpiraterie (12. Juni) gestartet wurde, ruft Verbraucher zur Wachsamkeit auf. Die Behörde empfiehlt:

  • Kaufen Sie nur auf offiziellen Markenwebseiten oder bei zertifizierten Händlern.
  • Prüfung auf EU-Qualitätssiegel wie g.U. (geschützte Ursprungsbezeichnung) , g.g.A. (geschützte geografische Angabe) und g.ts. (garantiert traditionelle Spezialität)
  • Die Verpackung sollte sorgfältig auf Rechtschreibfehler, verblasste Logos oder minderwertigen Druck geprüft werden.
  • Verwendung digitaler Authentifizierungsmethoden wie QR-Codes und Hologramme

Eine vereinte Front gegen Fälschungen

João Negrão, Exekutivdirektor des EUIPO, betonte die Kernbotschaft der Kampagne:

„Gefälschte Lebensmittel und Getränke stellen eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar. Unsere Kampagne zielt darauf ab, Verbrauchern das nötige Wissen zu vermitteln, um sich zu schützen und gleichzeitig seriöse Unternehmen zu unterstützen, die die EU-Qualitätsstandards einhalten. Dies ist ein Kampf, den wir gemeinsam führen müssen: Behörden, Hersteller und Verbraucher.“

Der Aufruf zum Handeln ist eindeutig: Bei der Wahrung der Authentizität im Lebensmittel- und Getränkesektor geht es nicht nur um den Schutz von Gewinnen – es geht um den Schutz von Menschen.

Quelle: WineNews

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