Während die Weinindustrie das Geschäftsjahr 2024 abschließt, offenbart die Veröffentlichung der Bilanz der Insolvenzen – Schutzanträge vor Gericht, Rückforderungen und Liquidationen – eine beunruhigende Entwicklung.
Thierry Million, ein Experte für Wirtschaftsanalyse, hebt die alarmierenden Zahlen hervor: Im französischen Weinbau wurden 211 Zahlungsausfälle verzeichnet, ein Anstieg um 55 % gegenüber 2023 mit 136 Fällen. Dieser starke Anstieg liegt deutlich über dem allgemeinen Anstieg der Insolvenzen in der französischen Gesamtwirtschaft um 17 % und unterstreicht die akuten Spannungen innerhalb der Weinbranche.
Regionale Verteilung der Ausfälle
Die geografische Aufschlüsselung zeichnet ein düsteres Bild der Notlage, insbesondere in bestimmten Regionen:
- Nouvelle-Aquitaine: In dieser Region ist die Zahl der Insolvenzen dramatisch angestiegen; 2024 mussten 116 Unternehmen Konkurs anmelden, ein Anstieg von 84 % gegenüber 2023. Besonders betroffen ist das Département Gironde, in dem Bordeaux liegt; dort entfallen 103 dieser Insolvenzen.
- Okzitanien: In Languedoc-Roussillon wurden 39 Zahlungsausfälle gemeldet, ein erschreckender Anstieg um 144 % im Vergleich zu 2023.
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Andere Regionen: Obwohl die Gesamtzahlen geringer sind, geben die Wachstumsraten Anlass zur Sorge. Zum Beispiel:
- Burgund musste eine Verdopplung seiner Misserfolge hinnehmen, von 2 auf 4.
- In Poitou-Charentes gab es einen Anstieg um 150 %, von 4 auf 10.
- In Rhône-Alpes wurde ein leichter Anstieg um 8 % verzeichnet, mit 13 Zahlungsausfällen im Vergleich zu 12 im Jahr 2023.
Das vierte Quartal 2024 unterstreicht diesen besorgniserregenden Trend: Landesweit wurden 62 Zahlungsausfälle verzeichnet, ein Anstieg um 59 % gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2023. Nouvelle-Aquitaine und Okzitanien führten diesen Anstieg mit 35 bzw. 19 Ausfällen an.
Die Rolle von Schutzmaßnahmen und Wiederherstellungsmechanismen
Interessanterweise deutet die Art dieser Ausfälle darauf hin, dass die Branche versucht, die schlimmsten Folgen abzuwenden. Anders als in der französischen Gesamtwirtschaft, wo zwei Drittel der Zahlungsausfälle zur direkten Liquidation führen, weist der Weinbausektor eine höhere Erholungsquote und mehr Schutzmaßnahmen auf. Von den 211 Zahlungsausfällen im Jahr 2024:
- 47 Unternehmen wurden liquidiert, ein vergleichsweise geringer Anstieg von 9 % gegenüber 2023.
- 134 Unternehmen sind nach der Einstellung der Zahlungen in die Erholungsphase eingetreten, ein Anstieg um 65 % gegenüber dem Vorjahr.
- 30 Unternehmen entschieden sich für Schutzmaßnahmen, ein dramatischer Anstieg um 150 % gegenüber 2023.
Schutzmaßnahmen stellen einen wichtigen Mechanismus in der Branche dar. Durch die proaktive Bewältigung finanzieller Schwierigkeiten versuchen Unternehmen, ihre Schulden einzufrieren, sich zu restrukturieren oder Käufer zu finden und so Arbeitsplätze und den Betrieb zu sichern. Obwohl Schutzmaßnahmen in ganz Frankreich nur 2 % aller Wirtschaftsverfahren ausmachen, stellen sie im Weinbausektor 14 % der Maßnahmen dar. Dieser höhere Anteil spiegelt das Bewusstsein und die Nutzung dieses Instruments in der Branche wider, trotz seiner negativen Assoziationen.
Vorfreude und der Weg vor uns
Die zunehmende Akzeptanz von Schutzanträgen deutet darauf hin, dass die Branche gerichtlichen Schutz zunehmend als sinnvolles Managementinstrument und nicht mehr nur als letzten Ausweg betrachtet. Eine sorgfältige Vorbereitung ist jedoch unerlässlich. Ohne einen gut vorbereiteten Antrag riskieren Unternehmen, die für die Umsetzung von Sanierungsplänen notwendigen Schuldenstopps nicht zu erwirken.
Die Aussichten für 2025 sind leider düster. In keiner Weinregion zeichnen sich Besserung ab. Die Insolvenzen befinden sich weiterhin auf einem historisch hohen Niveau, und die Lage in Okzitanien – wo allein im vierten Quartal 19 Insolvenzen verzeichnet wurden, ein Anstieg von 217 % gegenüber dem Vorjahr – ist besonders besorgniserregend. Der Sektor steht vor erheblichen strukturellen Herausforderungen, darunter Überangebot, sinkende Exporte, Inflationsdruck und verändertes Konsumverhalten.
Quelle: Vitisphere