Weinhandelsunternehmen in Russland berichten von einem starken Anstieg der Verkäufe von Weinen aus Südafrika und Lateinamerika, wobei die Importe aus diesen Regionen im Jahr 2024 deutlich zunehmen werden.
Laut Angaben der Luding Group und der Simple Group, die von TASS zitiert werden, betrug der Anteil von Weinen aus Chile, Argentinien und Südafrika an den gesamten russischen Weinimporten im ersten Halbjahr 2024 13 %, gegenüber 9 % im gleichen Zeitraum des Jahres 2023.
Steigende Importe und Marktumstrukturierung
Der Anstieg der Importe ist besonders bei südafrikanischen Weinen auffällig, deren Importvolumen um 82 % zunahm, während die chilenischen Weinimporte um 24 % stiegen. Chile hat Frankreich beim Liefervolumen von Stillweinen überholt und sich damit einen Platz unter den fünf größten Weinimportländern nach Russland gesichert. Auch Südafrika konnte sich in der Rangliste verbessern und hat Deutschland, Abchasien und sogar Frankreich überholt, um zum sechstgrößten Lieferanten von Stillweinen auf dem russischen Markt aufzusteigen.
Die Verkaufszahlen bestätigen diesen Trend. Laut Luding Group verzeichneten chilenische Weine im Vergleich zu 2023 einen Absatzanstieg von 9 %, während südafrikanische Weine um 71 % zulegten und damit Deutschland und Abchasien überholten. Die Simple Group hob hervor, dass der Anteil chilenischer, argentinischer und südafrikanischer Weine an Russlands gesamten Weinimporten stetig steigt und so die geringere Verfügbarkeit von Weinen aus Ländern mit schwierigen Beziehungen kompensiert.
Rückgang der europäischen Weinimporte
Die Weinimporte aus EU-Ländern sind deutlich zurückgegangen. Laut Eurostat beliefen sich die Weinlieferungen aus der Europäischen Union nach Russland im Jahr 2024 auf insgesamt 160.600 Tonnen. Dies entspricht einem Rückgang von fast einem Drittel gegenüber 2023 und dem niedrigsten Stand seit 2004. Dieser Rückgang betrifft vor allem italienische Weine, deren Anteil am Portfolio der Simple Group im Jahr 2023 noch 47 % betrug, im Jahr 2024 jedoch nur noch 41 %.
Der Rückgang der europäischen Importe wird größtenteils durch eine Kombination von Faktoren kompensiert, darunter die Ausweitung der russischen heimischen Weinproduktion und der Anstieg der Importe aus Georgien, einem weiteren „freundlichen“ Lieferanten.
Preistrends und Marktdynamik
Die Preise für Weine aus Ländern mit „unfreundlichen“ Beziehungen steigen deutlich stärker als die für Weine aus Südafrika und Lateinamerika. Europäische Weine verteuerten sich um über 30 %, während südamerikanische und südafrikanische Weine um 17 % teurer wurden. Niedrigere Einfuhrzölle auf Weine aus „freundlichen“ Ländern trugen zu dieser Entwicklung bei, doch auch steigende Logistikkosten und der hohe Leitzins in Russland wirkten sich flächendeckend positiv auf die Preise aus.
Sich verändernde Verbraucherpräferenzen
Da südamerikanische und südafrikanische Weine zweistellige und dreistellige Wachstumsraten verzeichnen, greifen russische Verbraucher zunehmend auf diese Regionen zurück, um qualitativ hochwertige Alternativen zu traditionellen europäischen Weinen zu finden. Chilenische Weine konnten im vergangenen Jahr einen Absatzanstieg von 91 % verzeichnen, während südafrikanische Weine sogar einen sprunghaften Anstieg von 129 % erlebten. Diese Entwicklung markiert einen bedeutenden Wandel auf dem russischen Weinmarkt, wo traditionelle Hochburgen wie Frankreich und Italien allmählich Marktanteile an aufstrebende Konkurrenten der Südhalbkugel verlieren.
Da sich die Marktdynamik ständig weiterentwickelt, bleibt abzuwarten, ob sich diese Trends zu langfristigen Verbraucherpräferenzen verfestigen oder ob wirtschaftliche und geopolitische Faktoren die russische Weinimportlandschaft erneut verändern werden.
Quelle: RBC Vino