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Die Zukunft geografischer Angaben in Europa gestalten: Über 200 Interessengruppen treffen sich in Brüssel

Mehr als 200 Interessengruppen aus der gesamten Europäischen Union trafen sich am 25. und 26. Juni 2025 in Brüssel, um über die Zukunft der geografischen Angaben (g.A.) zu diskutieren – einem Eckpfeiler der europäischen Lebensmittel- und Agraridentität.

Die hochrangige Konferenz, die im Rahmen des GI SMART-Projekts von oriGIn EU, EFOW und AREPO organisiert wurde, brachte Produzenten, politische Entscheidungsträger auf EU- und nationaler Ebene, regionale Behörden und Forscher zusammen, die sich für die Stärkung des GI-Systems engagieren.

Eine gemeinsame europäische Identität

Der EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung, Christophe Hansen, eröffnete die Konferenz mit einem Hinweis auf die Bedeutung geografischer Angaben für den Erhalt des europäischen Kultur- und Agrarerbes. Er betonte, dass das System der geografischen Angaben seit über 30 Jahren nicht nur wirtschaftliche Vorteile für Erzeuger und ländliche Gemeinden biete, sondern auch zur Wahrung der europäischen Identität beitrage. Hansen rief zu Zusammenarbeit, Innovation und dem Aufbau von Allianzen auf, um die Relevanz und internationale Anerkennung geografischer Angaben zu gewährleisten.

Eine polnische Perspektive auf Prioritäten

Der stellvertretende Landwirtschaftsminister Adam Nowak, der die polnische EU-Ratspräsidentschaft vertrat, betonte die Bedeutung geografischer Angaben für die Ernährungssicherheit, die Nachhaltigkeit und die ländliche Entwicklung. Er hob hervor, dass Produkte mit geografischer Angabe dazu beitragen, das Einkommen der Landwirte zu stabilisieren, Arbeitsplätze zu schaffen und einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu fördern. Für Nowak symbolisieren geografische Angaben die Qualität und Tradition, die den europäischen Agrar- und Ernährungssektor prägen.

Die Herausforderungen bewältigen

Im Verlauf der Sitzungen brachten die Teilnehmer dringende Bedenken zum Ausdruck:

  • Regionale Ungleichheiten beim Zugang zum GI-Status aufgrund ungleicher Ressourcen.
  • Rechtliche und praktische Hindernisse bei der Durchsetzung, insbesondere in Drittländern und auf Online-Märkten.
  • Begrenztes Verbraucherbewusstsein für die Bedeutung und den Wert geografischer Angaben.
  • Unzureichende Unterstützung für Kleinproduzenten und junge Erzeuger.

Ein wiederkehrendes Thema war die Notwendigkeit, die Anpassung an den Klimawandel in das System der geografischen Angaben einzubetten und geografische Angaben besser in den Weintourismus und die Strategien zur regionalen Entwicklung zu integrieren.

Ein Aufruf zu Innovation und Inklusion

Charles Deparis, Präsident von oriGIn EU, hob die umfassenden Vorteile geografischer Angaben hervor – wirtschaftliche, ökologische und kulturelle. Er betonte jedoch die Notwendigkeit eines effektiveren Rechtsschutzes und einer stärkeren Einbindung der Erzeuger sowie einer besseren Verbraucheraufklärung.

Alessandro Beduschi, Präsident von AREPO, bekräftigte die strategische Bedeutung der Regionen und stellte eine neue europäische Studie vor, die die Umsetzung der Verordnung (EU) 2024/1143 über geografische Angaben (g.A.) überwachen soll. Die Studie ist Teil des Projekts GI SMART und liefert Erkenntnisse für die zukünftige Gesetzgebung. Zudem wurde eine neue Community-Plattform ins Leben gerufen, um die weitere Zusammenarbeit der Interessengruppen zu fördern.

Gestaltung des zukünftigen politischen Rahmens

EFOW-Präsident Riccardo Ricci Curbastro schloss die Veranstaltung mit einer eindringlichen Botschaft: Eine widerstandsfähige und gut finanzierte Politik für geografische Angaben ist unerlässlich, um die europäische Lebensmittelautonomie angesichts wachsender globaler Herausforderungen zu sichern. Er forderte die Europäische Kommission nachdrücklich auf, die Veröffentlichung des angekündigten Aktionsplans für geografische Angaben zu beschleunigen und plädierte für deren zentrale Rolle in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2027. Laut Ricci Curbastro muss 2026 das Jahr der konkreten Umsetzung dieser Strategie sein, die in Partnerschaft mit Erzeugern und Interessengruppen in ganz Europa entwickelt wurde.

Quelle: Vinetur

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