Saudi-Arabien unternimmt einen historischen Schritt zur Lockerung einer seiner strengsten sozialen Kontrollmaßnahmen, indem es Nicht-Muslimen mit hohem Einkommen den Kauf von Alkohol in bestimmten Geschäften erlaubt.
Dieser Schritt ist Teil der umfassenderen Initiative des Königreichs, seine Wirtschaft zu öffnen und langjährige religiöse Beschränkungen zu modernisieren.
Laut informierten Kreisen könnten nicht-muslimische Ausländer mit einem monatlichen Einkommen von mindestens 50.000 Riyal (ca. 13.300 US-Dollar) bald Alkohol kaufen dürfen, sofern sie einen Einkommensnachweis erbringen. Derzeit beschränkt der einzige Alkoholverkauf in Saudi-Arabien – der „Riyadh Store“ – den Kauf über ein monatliches Punktesystem. Die Behörden haben sich bisher weder zu den aktualisierten Zulassungsbestimmungen noch zu Plänen für eine Ausweitung des Alkoholverkaufs geäußert.
Berichten zufolge sind Pläne im Gange, zwei weitere Alkoholgeschäfte in Jeddah und Dammam zu eröffnen. Ein Geschäft in Riad, das ursprünglich ausländischen Diplomaten vorbehalten war, ermöglicht nun auch nicht-muslimischen Einwohnern mit einer Aufenthaltsgenehmigung im Rahmen des Premium-Residency-Programms den Einkauf. Ein Inhaber einer solchen Genehmigung bestätigte kürzliche Alkoholkäufe in dem Geschäft in Riad.
Dieser Politikwechsel steht im Einklang mit dem Plan „Vision 2030“ des Königreichs, der eine Diversifizierung der Wirtschaft weg vom Öl und eine Förderung ausländischer Investitionen und des Tourismus zum Ziel hat. In den letzten Jahren hat Saudi-Arabien weitreichende soziale Reformen eingeführt, darunter die Aufhebung des Fahrverbots für Frauen, die Legalisierung öffentlicher Unterhaltungsveranstaltungen und Konzerte sowie die Lockerung der Geschlechtertrennungsregeln in öffentlichen Einrichtungen.
Weitere Ausweitungen sind geplant: Bis 2026 sollen Wein, Bier und Apfelwein in rund 600 zugelassenen Lokalen erlaubt sein, darunter Fünf-Sterne-Hotels, Resorts, Botschaften, Wohngebiete für Auswanderer und ausgewählte Touristenziele. Spirituosen und Getränke mit einem Alkoholgehalt von über 20 Volumenprozent bleiben jedoch weiterhin verboten.
Als eines der wohlhabendsten Länder der Region mit einem Pro-Kopf-BIP vergleichbar mit Japan und Südkorea hat Saudi-Arabien aus religiösen Gründen lange Zeit strenge Alkoholverbote durchgesetzt. Die schrittweise Lockerung der Beschränkungen für Nicht-Muslime signalisiert ein sorgfältiges Abwägen zwischen der Achtung religiöser Normen und der Schaffung eines attraktiveren Umfelds für ausländische Einwohner, Geschäftsreisende und Touristen – allesamt Schlüsselfaktoren für den anhaltenden wirtschaftlichen Wandel des Königreichs.
Quelle: Vino-Joy