Wine bottles with a red-white-red capsule Austrian Wine Carletto Photography

Umgang mit Unsicherheit: Die Reaktion des österreichischen Weins auf die US-Zolldrohungen

Anfang April kündigte US-Präsident Donald Trump die lang erwartete Einführung von Strafzöllen auf weltweite Importe an und legte einen pauschalen Zoll von 20 % auf Waren aus der Europäischen Union fest – darunter auch österreichische Weine.

Dieser Schritt, eingebettet in die umfassendere protektionistische Handelspolitik der USA, sorgte für Aufsehen an den internationalen Märkten. Auf die erste Ankündigung folgte jedoch rasch eine 90-tägige Aussetzung, in deren Verlauf ein befristeter Zoll von 10 % erhoben wurde. Trotz dieser teilweisen Entlastung bereiten sich österreichische Winzer auf die potenziellen Auswirkungen höherer Zölle auf ihren zweitwichtigsten Exportmarkt vor.

Ein volatiles Handelsumfeld

Was in den letzten Wochen überdeutlich geworden ist, ist die Unberechenbarkeit der politischen Entscheidungen des Weißen Hauses. Zölle wurden wiederholt eingeführt, erhöht, ausgesetzt und wieder eingeführt – und zwar für verschiedene Länder und Produktgruppen. Dieses sprunghafte Klima stellt die Weinbranche vor erhebliche Herausforderungen, insbesondere bei der Planung langfristiger Strategien und Marketinginitiativen.

Die österreichischen Weinbehörden und -produzenten gehen derzeit davon aus, dass der 20-prozentige Zoll nach Ablauf der Aussetzungsfrist in Kraft treten wird. Obwohl er nicht so verheerend ist wie der zuvor angedrohte 200-prozentige Zoll, der die US-Exporte praktisch vollständig zum Erliegen gebracht hätte, gibt der 20-prozentige Zollsatz weiterhin Anlass zu ernster Besorgnis. Selbst der vorübergehende 10-prozentige Zoll wirkt sich bereits auf Preise und Wettbewerbsfähigkeit aus und droht, Lieferungen zu verlangsamen und langjährige Geschäftsbeziehungen zu gefährden.

Der US-Markt: Hoher Wert, hohes Risiko

Österreich exportierte 2023 64,2 Millionen Liter Wein im Wert von 233,3 Millionen Euro. Davon gingen 3,3 Millionen Liter – etwa 5 % des Volumens und 8,5 % des Gesamtwerts – in die USA. Trotz des vergleichsweise geringen Mengenanteils zeichnet sich der US-Markt durch seinen hohen Durchschnittspreis von 6 Euro pro Liter aus, verglichen mit 2,56 Euro pro Liter in Deutschland, Österreichs wichtigstem Exportmarkt.

Diese Zahl unterstreicht die strategische Bedeutung der USA als Absatzmarkt für österreichische Qualitätsweine. Österreichische Weine genießen bei amerikanischen Sommeliers, Händlern und Weinliebhabern einen hervorragenden Ruf – das Ergebnis jahrzehntelanger, beständiger Qualität und kontinuierlicher Anstrengungen. Die USA sind nach wie vor der weltweit größte Weinimportmarkt mit einem jährlichen Importvolumen von über 6,2 Milliarden Euro (OIV-Bericht 2023).

Zölle belasten Beziehungen

Die plötzlichen Zollerhöhungen drohen, jahrelang aufgebaute Geschäftsbeziehungen zu zerstören. Viele österreichische Weingüter haben in den USA ein loyales Netzwerk von Importeuren und Einzelhändlern aufgebaut, aus dem teilweise persönliche Freundschaften entstanden sind. Diese Beziehungen stehen nun unter Druck, da höhere Preise Einzelhändler dazu zwingen könnten, österreichische Weine aus ihrem Sortiment zu reduzieren oder ganz zu nehmen.

Trotz der Rückschläge halten viele Importeure und Einzelhändler weiterhin zu ihren österreichischen Partnern. Branchengespräche deuten darauf hin, dass beide Seiten aktiv nach Wegen suchen, die finanziellen Auswirkungen abzufedern oder die Logistik anzupassen, um österreichische Weine weiterhin in den US-amerikanischen Regalen anbieten zu können. Diese Bemühungen basieren auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen und der gemeinsamen Leidenschaft für Qualitätswein.

Strategische Maßnahmen des österreichischen Weinbaus

Um die Folgen abzumildern und seine hart erarbeitete Position zu schützen, hat der Österreichische Weinmarketingverband (ÖWM) in den Vereinigten Staaten eine Reihe von Initiativen gestartet, darunter:

  • Österreichische Wein-Masterclasses in Washington, DC und an der Westküste, die sich an Fachleute aus der Branche richten.
  • Partnerschaften mit spezialisierten Weinmedien und Werbeunterstützung für Einzelhändler.
  • Unterstützung der Karakterre Weinmesse in New York, auf der natürliche und biodynamische österreichische Weine präsentiert werden.
  • Bildungsreisen nach Österreich für amerikanische Weinexperten zur Vertiefung des Verständnisses des österreichischen Terroirs und der österreichischen Produzenten.
  • Ein Sommelier-Wettbewerb in Florida , der österreichische Weine bei aufstrebenden Talenten der Branche fördern soll.

Diese Programme dienen dazu, die Markenbekanntheit zu erhalten, die Handelsbeziehungen zu stärken und die Präsenz im Regal zu sichern. Das übergeordnete Ziel ist klar: sicherzustellen, dass österreichischer Wein in einem Markt, in dem die Wiedergewinnung verlorener Listungen einen unverhältnismäßig hohen Aufwand und Ressourcen erfordern würde, nicht an Bedeutung verliert.

Die Auswirkungen im Inland

Über die globalen Auswirkungen hinaus wird die US-Zollpolitik auch den österreichischen Weinmarkt beeinflussen. Jede Flasche, die nicht exportiert werden kann, erhöht den Druck auf die Lagerbestände im Inland und kann potenziell zu Preissenkungen und geringeren Gewinnmargen für die Erzeuger führen. Daher ist die Aufrechterhaltung der Exporte – selbst unter schwierigen Bedingungen – nicht nur für die Einnahmen, sondern auch für das gesamte Marktgleichgewicht von entscheidender Bedeutung.

Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft

Die österreichische Weinbranche steht vor dieser Herausforderung nicht allein. Politische Vertreter arbeiten eng mit Branchenführern zusammen und kooperieren mit Partnern auf EU-Ebene, um eine einheitliche Antwort auf protektionistische Maßnahmen zu formulieren. Auch wenn die Zukunft der US-Zölle ungewiss bleibt, stärkt Österreich proaktiv die Widerstandsfähigkeit seiner Weinstrategie.

In einem turbulenten globalen Handelsumfeld zeichnet sich österreichischer Wein nicht nur durch seine Qualität, sondern auch durch seine Widerstandsfähigkeit aus. Dank strategischer Weitsicht, starker Beziehungen und gezielter Werbemaßnahmen ist er bestens gerüstet, um die Herausforderungen nach den ersten 90 Tagen zu meistern.

Quelle: Österreichischer Weinmarketingverband

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