Die australische Weinindustrie hat Chinas Entscheidung, die Antidumpingzölle auf seine Weinimporte aufzuheben, mit Optimismus aufgenommen.
Nach über drei Jahren angespannter Handelsbeziehungen eröffnet dieser Schritt australischem Wein die Möglichkeit, in seinen einst lukrativsten Exportmarkt zurückzukehren. Die Hoffnungen auf eine rasche und nachhaltige Erholung werden jedoch durch die veränderte Marktlage und die schwierige Wirtschaftslage in China gedämpft.
In weiten Teilen der 2000er- und frühen 2010er-Jahre spielte China eine zentrale Rolle im globalen Weinhandel und trieb die Nachfrage nach Importen aus Ländern wie Australien, Frankreich, Chile und Italien an. Auf dem Höhepunkt im Jahr 2017 boomte der Weinkonsum in China. Doch bis 2023 war er laut der Wirtschaftswissenschaftlerin Kym Anderson von der Universität Adelaide auf nur noch ein Viertel dieses Höchststandes zurückgegangen.
Mehrere miteinander verknüpfte Faktoren haben zu diesem Rückgang beigetragen. Der anhaltende wirtschaftliche Abschwung des Landes, verschärft durch die strengen Pandemie-Beschränkungen, hat das Verbrauchervertrauen und die Konsumausgaben geschwächt. Hohe Jugendarbeitslosigkeit und ein schwächelnder Immobilienmarkt belasten die Stimmung zusätzlich. Die Folge: Wein hat in den Verbraucherbudgets an Bedeutung verloren, und die Nachfrage hat sich hin zu günstigeren Produkten verlagert.
Der Wettbewerb hat sich ebenfalls verschärft. Chinas heimische Weinproduzenten verbessern nicht nur die Qualität, sondern nehmen auch an Zahl zu, während internationale Produzenten weiterhin um Marktanteile kämpfen. Gleichzeitig erweitern chinesische Konsumenten ihren Geschmackshorizont um eine größere Auswahl an alkoholischen Getränken – Craft-Bier, Cocktails und andere Spirituosen. Wein ist nicht mehr das Symbol für Raffinesse, das er einst war. Judy Chan, CEO von Grace Vineyards, merkte sogar an, dass ihr Unternehmen begonnen hat, in den Gin-Markt einzusteigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Trotz dieser Herausforderungen bieten sich weiterhin vielversprechende Marktsegmente. Hochwertige, weltweit anerkannte Marken wie Penfolds – produziert von Treasury Wine Estates (TWE) – genießen in China nach wie vor eine starke Markenbekanntheit. Diese Weine sprechen kaufkräftige Konsumenten an, die Wert auf Qualität und Status legen – eine Nische, in die TWE auch während der Zölle weiterhin investiert hat.
Australien profitiert zudem von einem strategischen Vorteil: Das Freihandelsabkommen mit China bietet seinen Weinproduzenten günstigere Zollbedingungen als vielen Konkurrenten. Der Wiederaufbau der Exportkette und die Rückgewinnung des Verbrauchervertrauens werden jedoch Zeit in Anspruch nehmen. Gleichzeitig wird die Rückkehr australischer Weine auf den Markt Druck auf die Marktanteile anderer Weinexportländer ausüben, die die durch Australiens Abwesenheit entstandene Lücke gefüllt hatten.
Es besteht zwar weiterhin die Hoffnung, dass sich der chinesische Weinmarkt im Laufe der Zeit stabilisieren und erholen könnte, doch die Zeiten rasanten Wachstums sind möglicherweise vorbei. Da der Pro-Kopf-Weinkonsum in China jedoch weiterhin niedrig ist und Wein nur einen geringen Anteil am gesamten Alkoholkonsum ausmacht, bleibt das langfristige Wachstumspotenzial bestehen – wenn auch in einem moderateren Ausmaß als ursprünglich erwartet.
Quelle: Vino-Joy