Der jährlich im Januar erscheinende Bericht der Silicon Valley Bank (SVB) mit dem Titel „State of the US Wine Industry“ gilt als Indikator für die Entwicklung der US-amerikanischen Weinindustrie.
Jahrelang lieferte dieser Bericht eine Momentaufnahme der Herausforderungen und Chancen amerikanischer Weingüter und half Branchenakteuren – darunter Erzeuger, Händler und Investoren – die Lage des Sektors einzuschätzen. In den letzten Jahren hat sich der Tenor des Berichts jedoch verändert; er hebt nun häufiger pessimistischere Markttrends hervor.
Der Bericht von 2024 bildet da keine Ausnahme und schlägt Alarm hinsichtlich des aktuellen Zustands der Branche. Zu den Hauptsorgen zählen die sinkende Verbrauchernachfrage – insbesondere bei jüngeren Generationen –, ein Überangebot an Trauben und Wein sowie ein rückläufiges Absatzvolumen. Verschärft wird diese Situation durch einen sich wandelnden Markt: Traditionelle Weinkonsumenten (die Babyboomer) konsumieren weniger, und jüngere Konsumenten, insbesondere Millennials und die Generation Z, nehmen Wein noch nicht so an wie frühere Generationen.
Trotz dieser Hürden sind Branchenexperten zuversichtlich, dass sich die Weinbranche weiterentwickeln und florieren kann. Hier die wichtigsten Erkenntnisse des Berichts:
- Stagnierendes Marktwachstum : Laut dem SVB-Bericht werden die Gesamtumsätze von Wein (sowohl Absatzmenge als auch Umsatz) im Jahr 2024 nicht steigen. Es wird ein Rückgang der Absatzmenge um 2,4 % bei gleichbleibendem Umsatz erwartet. Dieser Trend dürfte sich bis 2025 fortsetzen, mit einem möglichen Umsatzrückgang von 1 %.
- Rückgang bei Premiumweinen : Auch Premiumweingüter stehen vor Herausforderungen, wobei das Wachstum im Premiumweinabsatz im Jahr 2024 um 3,4 % zurückgehen wird. Die Top 25 % der Weingüter verzeichneten jedoch ein Umsatzwachstum von 22 %, was auf eine Kluft zwischen leistungsstarken und kämpfenden Weingütern hindeutet.
- Langfristiger Wachstumsrückgang : Der Rückgang der Weinverkäufe ist kein neuer Trend. Nielsen-Daten aus dem Jahr 2014 zeigten erste Anzeichen einer Verlangsamung, und bis 2017 wurde der negative Trend deutlicher, als die Wachstumsraten im Außer-Haus-Verkauf zu sinken begannen.
- Schwierigkeiten bei Weingütern : Die Hälfte der befragten Weingüter berichtete von einem schwierigen Jahr 2024, während nur 29 % ein gutes Jahr verzeichneten. Die restlichen 21 % der Weingüter meldeten eine neutrale Entwicklung.
- Negative Branchenstimmung : Die Weingüter äußerten im SVB Wine Industry Sentiment Index negative Stimmungen zu verschiedenen Themen, insbesondere in Bezug auf die Verbrauchernachfrage, die Vertriebskanäle, die ausländische Konkurrenz und die Alkoholgesetze.
- Finanzielle Lage weiterhin solide : Trotz der Herausforderungen ist die finanzielle Lage der Weingüter weiterhin stabil. Fast 70 % der Weingüter gaben an, dass ihre finanzielle Situation gut oder besser sei, wobei 32 % sie als gut und 21 % als stark bewerteten.
- Überangebot an Lagerbeständen : Die Weinbranche leidet unter einem Überangebot an Lagerbeständen. Das Verhältnis von Wein zu Absatz beträgt 1,6 und übersteigt damit die empfohlene Quote von 1,3. Auch kleinere Premium-Weingüter halten zu hohe Bestände; 59 % von ihnen berichten von mehr Lagerbestand als nötig.
- Generationenwechsel : Das derzeitige Überangebot ist auf eine gesunkene Verbrauchernachfrage und nicht auf ein Überangebot zurückzuführen. Da die Babyboomer immer weniger Wein konsumieren, füllen jüngere Generationen diese Lücke noch nicht, was zu Sorgen um die Zukunft der Branche führt.
- Millennials und Generation Z : Millennials und die Generation Z gelten als potenzielle Weinkonsumenten, doch die Branche muss ihre Marketingstrategien anpassen, um diese Zielgruppen zu erreichen. Jüngere Konsumenten bevorzugen ansprechende, alternative Getränkeverpackungen und verlassen sich häufiger auf Empfehlungen von Influencern, anstatt direkt im Weinregal einzukaufen.
- Langsame Erholung erwartet : Die Branche dürfte bis 2025 und möglicherweise auch 2026 weiterhin vor Herausforderungen stehen, wobei Überangebotsprobleme voraussichtlich anhalten werden. McMillan prognostiziert jedoch, dass sich der Markt bis 2027–2029 stabilisieren und zu einem vorhersehbaren Wachstum zurückkehren wird, wobei die Erzeuger möglicherweise als Letzte von diesen Verbesserungen profitieren werden.
Fazit: Ein optimistischer Ausblick inmitten des Sturms
Der SVB-Bericht 2025 hebt hervor, dass sich die US-amerikanische Weinbranche an einem Wendepunkt befindet. Während Absatz und Verbrauchernachfrage, insbesondere bei jüngeren Generationen, rückläufig sind, werden die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Branche letztendlich ihre Zukunft bestimmen. Der Wandel der Konsumgewohnheiten stellt eine Herausforderung dar, bietet Weingütern aber auch die Chance, Innovationen voranzutreiben, neue Kundengruppen zu gewinnen und das Weintrinken in der heutigen Zeit neu zu definieren. Der Weg in die Zukunft mag schwierig sein, doch mit der richtigen Strategie kann die Weinbranche gestärkt und nachhaltiger als je zuvor daraus hervorgehen.
Quelle: SVB