Zahlen sind von entscheidender Bedeutung, insbesondere in einem dynamischen Sektor wie der italienischen Weinindustrie.
Mit einem Umsatz von 21,5 Milliarden Euro, 2.600 Unternehmen und 30.000 Beschäftigten ist Wein ein wichtiger Bestandteil der italienischen Wirtschaft, wie WineNews berichtet. Er macht zudem 21 % der italienischen Lebensmittel- und Getränkeexporte aus, die sich 2023 auf fast 8 Milliarden Euro belaufen und damit die Rekordzahlen von 2022 nahezu erreichen werden.
In den vergangenen zwanzig Jahren hat die italienische Weinindustrie ein außergewöhnliches Wachstum verzeichnet, ihre globale Marktpräsenz ausgebaut und ihren Exportwert um 188 % gesteigert.
Ausweitung der globalen Reichweite
Im Jahr 2003 war Italien führend im Weinexport in neun Länder und deckte 17 % der weltweiten Exporte ab. Bis 2023 dehnte sich diese Führungsposition auf 46 Länder aus und erreichte einen Marktanteil von 22 %. Dieses Wachstum brachte Italien näher an Frankreich heran, das seine führende Position von 41 auf 51 Länder ausbaute, aber einen Rückgang seines Anteils an den weltweiten Exporten von 38 % auf 33 % hinnehmen musste. Italiens Fortschritt unterstreicht seine wachsende Wettbewerbsfähigkeit und die Stärke seiner exportorientierten Strategie; mittlerweile machen Exporte 50 % des Branchenumsatzes aus.
Die moderne Weinlandschaft
Hinter diesen beeindruckenden Statistiken verbirgt sich eine komplexe und sich stetig weiterentwickelnde Weinindustrie. Italien hat noch keinen einheitlichen, unverwechselbaren „italienischen“ Weinstil etabliert, zeichnet sich aber durch die Produktion und Vermarktung international anerkannter Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Chardonnay, Riesling und Muscat aus. Diese französischen Rebsorten wurden in den 1960er-Jahren unter kommunistischer Herrschaft eingeführt und verdrängten schnell traditionelle italienische Rebsorten wie Sangiovese und Nebbiolo.
Regionale und internationale Herausforderungen
Die Branche steht vor zahlreichen Herausforderungen, sowohl im Inland als auch international. Der Inlandsverbrauch ist strukturell rückläufig, während der Wettbewerb im Weinsegment zunimmt. Dieser Trend ist besonders bei Gelegenheitskonsumenten zu beobachten, während die Zahl der regelmäßigen Konsumenten sinkt. Der demografische Wandel hin zu einer alternden Bevölkerung stellt zusätzliche Hürden dar, ebenso wie die Notwendigkeit, jüngere Generationen mit attraktiven und effektiven Marketingstrategien anzusprechen.
Internationale Spannungen wie der russisch-ukrainische Konflikt und die Handelsunsicherheiten im Nahen Osten verschärfen die Lage zusätzlich. Die Aussicht auf neue Zölle und andere Vergeltungsmaßnahmen droht den Welthandel mit italienischem Wein zu beeinträchtigen. Federvini , der italienische Weinverband, betont die Bedeutung von Freihandelsabkommen für nachhaltiges Wachstum und hebt den Erfolg des Umfassenden Wirtschafts- und Handelsabkommens (CETA) mit Kanada hervor. Dieses Abkommen hat die italienischen Weinexporte deutlich gesteigert und das Potenzial ähnlicher zukünftiger Abkommen aufgezeigt.
Die Rolle von Federvini
Auf der Generalversammlung von Federvini in Rom erörterten Branchenvertreter diese Themen im Beisein institutioneller Repräsentanten und namhafter italienischer Produzenten. Sie betonten die entscheidende Rolle der Exporte für Wachstum und Wertschöpfung im Sektor. Die Versammlung appellierte an die derzeitige italienische G7-Präsidentschaft, sich dafür einzusetzen, dass Handelskonflikte den Agrar- und Ernährungssektor nicht beeinträchtigen.
Federvini betonte zudem die Bedeutung eines neuen europäischen Ansatzes, insbesondere angesichts aktueller Initiativen wie den Gesundheitswarnungen in Irland und Belgien. Diese Regelungen betreffen die Wein-, Spirituosen- und Essigbranche, die nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich und kulturell von großer Bedeutung ist. Der Verband hofft, dass das neue Europäische Parlament einen ausgewogenen Ansatz verfolgt und die produktiven Bereiche der Branche fördert – von der Beschäftigung bis hin zur Stärkung der regionalen Wirtschaft.
Ein Sektor im Wandel
Trotz dieser Herausforderungen verzeichneten die italienischen Weinexporte in den letzten zwei Jahrzehnten ein beachtliches Wachstum. Daten des Federvini-Observatoriums in Zusammenarbeit mit Nomisma und TradeLab zeigen, dass Italiens Anteil an den weltweiten Weinexporten von 17 % im Jahr 2003 auf 22 % im Jahr 2023 gestiegen ist. Dieses Wachstum hat Italiens Position als zweitgrößter Weinexporteur weltweit gefestigt und zu einem bemerkenswerten Anstieg der Anzahl der Märkte geführt, in denen Italien eine führende Rolle einnimmt.
Der Spirituosensektor hat ebenfalls ein starkes Wachstum verzeichnet: Die Exporte stiegen in den letzten zwanzig Jahren um 300 % und erreichten einen Wert von 1,7 Milliarden Euro. Auch der Essigsektor verzeichnete einen Anstieg des Exportwerts um 180 %. Insgesamt machen Exporte mittlerweile einen bedeutenden Anteil des Umsatzes bei Weinen (50 %), Spirituosen (35 %) und Essigen (48 %) aus.
Veränderte Konsummuster
Der Trend zum Alkoholkonsum außer Haus ist ebenfalls bemerkenswert. Italiener sehen gesellschaftliche Anlässe zunehmend als Gelegenheit für Geselligkeit und Geselligkeit; 80 % trinken Alkohol bei solchen Veranstaltungen, die sich über die ganze Woche verteilen. Diese Entwicklung hat den abendlichen Aperitif-Trend beflügelt: 14 Millionen Italiener nehmen an solchen Veranstaltungen teil, die einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro generieren.
Ich freue mich auf
Im heutigen turbulenten Umfeld hängt die Zukunft des italienischen Weinsektors von der Einhaltung der Prinzipien eines verantwortungsvollen und maßvollen Konsums ab, wie sie die mediterrane Ernährung vorlebt. Italien hat das Potenzial, Botschafter dieses einzigartigen Lebensstils zu werden und sein positives Modell international zu fördern. Federvini hebt die Bedeutung der bevorstehenden politischen Erklärung der Vereinten Nationen zu nichtübertragbaren Krankheiten in New York hervor und betont die Notwendigkeit einer realistischen und ausgewogenen Förderung des Sektors.
Federvini- Präsidentin Micaela Pallini erklärte: „Wir erleben ein Jahr voller Neuerungen und Veränderungen. Unsere Unternehmen unternehmen große Anstrengungen, um ihre Produktionskapazitäten aufrechtzuerhalten und investieren in Internationalisierung, Forschung und Nachhaltigkeit. Um jedoch den internationalen Herausforderungen in ihrem Ausmaß begegnen zu können, benötigen wir klare und faire Wettbewerbsregeln, die neo-prohibitionistische Tendenzen vermeiden und Vergeltungszölle abwenden.“
Quelle: WineNews