Eine beunruhigende Entwicklung hat sich in Südwestdeutschland ergeben: Goldgelbe Vergilbung , auch bekannt als Golden Flavescence , wurde erstmals offiziell in mehreren Weinbaugebieten Baden-Württembergs nachgewiesen.
Die Entdeckung, die vom Freiburger Landesinstitut für Weinbau bestätigt und vom Augustenberg Agricultural Technology Center (LTZ) in Karlsruhe mitgeteilt wurde, stellt eine neue und ernsthafte Bedrohung für einen der wichtigsten Agrarsektoren Deutschlands dar.
Eine hochgradig zerstörerische Weinrebenkrankheit
Die Goldene Flavescence gilt als eine der gefährlichsten Rebkrankheiten Europas. Verursacht durch einen bakterienähnlichen Organismus (ein Phytoplasma), stört sie die Nährstoffversorgung der Pflanze. Übertragen wird sie ausschließlich von der Amerikanischen Rebzikade ( Scaphoideus titanus ), einer Insektenart, von der man bis vor Kurzem annahm, sie käme in Deutschland nicht vor.
Diese Situation änderte sich 2024 mit den ersten bestätigten Sichtungen des Insekts im Markgräflerland , ebenfalls in Baden-Württemberg. Das gleichzeitige Vorkommen von Krankheitserreger und Überträger in derselben Region erhöht das Risiko eines großflächigen Ausbruchs dramatisch.
Symptome und Folgen: Eine tödliche Auswirkung auf Weinreben
Befallene Weinreben weisen charakteristische Symptome auf, die je nach Sorte variieren können:
- Gelbe oder rote Blattverfärbung
- Blätter rollen sich nach innen
- Trocknende und schrumpfende Trauben
- Bittere, ungenießbare Beeren
Laut Experten von LTZ kann eine infizierte Rebe nicht mehr zur Weinherstellung verwendet werden und stirbt vorzeitig ab . Daher sind Früherkennung und schnelle Bekämpfung von entscheidender Bedeutung.
Länder wie Frankreich, Italien, Österreich, die Schweiz und Ungarn haben bereits schwere Ernteausfälle durch die Goldene Flavescence erlitten. Deutschland befürchtet ein ähnliches Szenario, sollten nicht umgehend Bekämpfungsmaßnahmen ergriffen werden.
Ein Quarantäneorganismus nach EU-Recht
Die Europäische Union stuft den Erreger Golden Flavescence offiziell als Quarantäneorganismus ein, was Folgendes bedeutet:
- Es birgt ein erhebliches wirtschaftliches Risiko
- Es muss systematisch überwacht , kontrolliert und, sobald es entdeckt wird, ausgerottet werden.
- Die Mitgliedstaaten müssen strenge Pflanzenschutzbestimmungen umsetzen.
Dieser Status unterstreicht die Bedeutung der aktuellen Entdeckung für den deutschen Weinbau.
Von Einzelfällen zur Erkennung in mehreren Regionen
Historisch gesehen wurden in Deutschland nur zwei Einzelfälle von Golden Flavescence verzeichnet – in den Jahren 2014 und 2020 –, die jeweils nur eine einzige Rebe betrafen. Entscheidend ist, dass die Amerikanische Zikade zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Land vorkam .
Diese Situation änderte sich im Sommer 2024 dramatisch.
Aktuelle Nachweise wurden in Weinbergparzellen in folgenden Regionen gemeldet:
- Lörrach
- Breisgau-Hochschwarzwald
- Ortenaukreis
Alle diese Regionen liegen im südlichen Teil Baden-Württembergs, an der Grenze zur Schweiz und in der Nähe wichtiger europäischer Verkehrswege.
Behörden mobilisieren: Ausrottung und Insektenbekämpfung
Um eine weitere Ausbreitung einzudämmen, drängen Experten auf sofortiges Handeln:
- Befallene Ranken unverzüglich ausreißen
- Bekämpfung der amerikanischen Zikade mit gezielten Insektizidbehandlungen
René Fuchs vom Freiburger Staatlichen Institut für Weinbau bestätigte, dass in Kürze eine offizielle Verordnung standardisierte Maßnahmen für Weinbergsbetreiber und Gemeinden festlegen wird.
Wie man die Amerikanische Weinrebenzikade erkennt
Das Insekt ist an drei eindeutigen Merkmalen zu erkennen:
- Schwarze Flügelspitzen
- Schwarze Flügeladern
- orange-weiß gestreifter Kopf
Ausgewachsene Exemplare messen etwa 5–6 mm . Es wird vermutet, dass die Art über Autos, Lastwagen oder Züge aus Nachbarländern, in denen das Insekt bereits endemisch ist, nach Deutschland gelangt sein könnte.
Die Notwendigkeit von Wachsamkeit und schneller Reaktion
Die LTZ betont, dass Früherkennung und schnelles Eingreifen entscheidend sind, um die Ausbreitung der Krankheit in Deutschland zu verhindern. Sobald die Goldene Flavescence in einer Region endemisch geworden ist, gestaltet sich ihre Ausrottung äußerst schwierig – und oft unmöglich.
Da Baden-Württemberg einige der renommiertesten Weinregionen Deutschlands beheimatet, steht viel auf dem Spiel. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die „Goldene Flavescence“ eingedämmt bleibt oder zu einer langfristigen Bedrohung für den deutschen Weinbau wird.
Quelle: Vinetur