Die französische Weinindustrie steht an einem entscheidenden Wendepunkt.
Ein neuer Bericht von Safer, der französischen Agentur für Land- und ländliche Entwicklung, zeichnet ein ernüchterndes Bild sinkender Weinbergspreise im ganzen Land. Erstmals seit Jahren zeigt das einst unerschütterliche Prestige von Bordeaux deutliche Anzeichen von Schwäche: Die Weinbergspreise fallen rapide und drücken damit die gesamten Transaktionswerte im Sektor.
Bordeaux: Ein Symbol in der Krise
Im Zentrum des Abschwungs steht Bordeaux, eine traditionsreiche Region, die für ihre erlesenen Weine steht. Einst ein Leuchtturm beständiger Nachfrage und Premiumpreise, kämpft Bordeaux nun mit einer komplexen Krise. Laut Safer sind die Preise für Weinberge in Pauillac – einem der Juwelen von Bordeaux – um 17 % gefallen und liegen nun bei 2,5 Millionen Euro pro Hektar. Margaux folgt mit einem Rückgang von 7 %, wodurch die Durchschnittspreise auf 1,4 Millionen Euro pro Hektar sinken.
Im gesamten Bordeaux-Gebiet ist der durchschnittliche Hektarpreis um 18,4 % auf 101.100 Euro gesunken. Diese Rückgänge spiegeln tieferliegende strukturelle Probleme wider: ein Überangebot, ein schwindendes Interesse der Verbraucher an traditionellen Bordeaux-Weinen und die Auswirkungen laufender Rodungsmaßnahmen zur Wiederherstellung des Marktgleichgewichts.
Burgund und Champagner: Lichtblicke inmitten der Tristesse
Während Bordeaux schwächelt, zeichnen sich in Burgund und der Champagne ganz andere Entwicklungen ab. Burgund setzt seinen Aufwärtstrend fort: Die Preise für Weinberge in der Region – zu der auch Beaujolais, Savoyen und Jura gehören – stiegen um 11 % auf 295.900 Euro pro Hektar. Auch beim Transaktionswert lag die Region an der Spitze mit einem Umsatz von 304 Millionen Euro – ein bemerkenswerter Anstieg von 81,9 % gegenüber 2023.
Die Champagne hat sich trotz zweier schwieriger Jahre bemerkenswert stabil gezeigt. Der durchschnittliche Preis für einen Weinberg stieg hier auf 1,1 Millionen Euro pro Hektar (+1,7 %). In bestimmten Unterregionen wie der Aube stieg der Preis um 2 % auf 950.000 Euro pro Hektar, während die Côte des Blancs trotz eines leichten Rückgangs von 3 % immer noch Preise von über 1,6 Millionen Euro pro Hektar erzielt.
Anderswo gemischte Ergebnisse
In anderen Teilen Frankreichs ist die Lage uneinheitlicher. Die Preise blieben im Elsass (-0,7 % auf 117.000 EUR/Hektar) sowie im Rhônetal und in der Provence (-0,5 % auf 58.700 EUR/Hektar) relativ stabil. Deutliche Rückgänge gab es hingegen im Languedoc-Roussillon (-5,1 % auf 14.300 EUR), im Südwesten (-9,1 % auf 13.400 EUR) und im Loiretal (-2,2 % auf 51.000 EUR).
Der durchschnittliche Wert eines Hektars Weinbergs mit geschützter Herkunftsbezeichnung (AOP/AOC) in Frankreich sank um 1,1 % auf 176.400 EUR. Bemerkenswert ist, dass sich dieser Rückgang auf 3,9 % verstärkt, wenn die Champagne ausgeklammert wird, was die Sonderstellung der Champagne im nationalen Weinbau unterstreicht. Ohne Champagne fällt der Durchschnittswert auf lediglich 93.800 EUR.
Ein Markt im Neuausrichtung
Während das Gesamtvolumen der Weinbergtransaktionen flächenmäßig stabil blieb (16.000 Hektar, +0,1 %), ging die Anzahl der Transaktionen leicht zurück (-1,4 % auf 8.650), und der Gesamtwert der Transaktionen sank um 4,8 % auf 1,1 Milliarden Euro. Der Anteil von Bordeaux an diesem Wert ging um 39,2 % auf 184 Millionen Euro zurück, was die anhaltenden Schwierigkeiten der Region unterstreicht.
Trotz dieser Herausforderungen unterstreicht der hohe Gesamtwert der Weinbergtransaktionen die anhaltende wirtschaftliche Bedeutung des französischen Weinbaus. Die Daten deuten jedoch auch auf eine Übergangsphase hin. Investoren, Winzer und andere Beteiligte müssen sich an einen zunehmend segmentierten Markt anpassen, in dem Prestige und Widerstandsfähigkeit nicht mehr gleichmäßig verteilt sind.
Quelle: WineNews