Der französische Markt für den Verkauf von Weingütern durchlebt eine seiner schwierigsten Phasen seit Langem.
Anrufe von verkaufswilligen Weingutbesitzern erreichen weiterhin die Büros spezialisierter Firmen wie Tusker Wine, doch Käufer sind mittlerweile rar. Dieses Ungleichgewicht hat zu einem historischen Tiefstand bei abgeschlossenen Transaktionen geführt und signalisiert eine umfassendere Instabilität in der französischen Weinbranche.
Laut Bankern und Beratern, die traditionell in diese hochkarätigen Transaktionen involviert sind, dauert es mittlerweile Monate – oder sogar Jahre –, bis Mandate Ergebnisse liefern, und viele gehen leer aus, wenn ein Abschluss scheitert. Die Stimmung unter diesen Experten ist zunehmend pessimistisch und spiegelt die weit verbreitete Unsicherheit in der Weinbranche wider.
Die Profile der Investoren bleiben stabil – ihre Erwartungen jedoch nicht.
Die potenziellen Käufergruppen haben sich zwar nicht verändert – vermögende Erben, Unternehmer, Gründer von Technologieunternehmen und Sportler –, doch ihre Erwartungen an den Kauf eines Weinguts haben sich gewandelt. Heutige Investoren fordern betrieblich solide Weingüter mit kompetenten Teams, die den reibungslosen Ablauf auch nach dem Verkauf gewährleisten. Sie erwerben nicht mehr nur Land oder Prestige, sondern investieren in die Wertschöpfung.
Die meisten Projekte liefern jedoch keinen klaren, gewinnbringenden mittelfristigen Geschäftsplan. Obwohl einige Anbaugebiete weiterhin wirtschaftlich stark und exportbereit sind, schrecken die rasant steigenden Grundstückspreise selbst ernsthafte Investoren ab. Gleichzeitig haben große Akteure wie Castel, Grands Chais de France und Advini ihre Akquisitionsaktivitäten deutlich reduziert, und der einst starke Zustrom ausländischer Käufer – aus China, Russland und den USA – ist ebenfalls zurückgegangen.
Transaktionen rückläufig, selbst bei Top-Playern
François des Robert von Edmond de Rothschild bezeichnet ein Jahr bereits als erfolgreich, wenn er drei oder vier Verkäufe abschließt. Alexis Weill, Leiter des Weingeschäfts bei Rothschild & Co., meldete im vergangenen Jahr keinen einzigen Abschluss – im Vergleich zu sechs pro Jahr in den Vorjahren. Das letzte erfolgreiche Jahr war 2021, geprägt von bedeutenden Transaktionen wie dem Besitzerwechsel von Château Beauséjour Duffau-Lagarrosse und Château Lafon-Rochet.
Die Aufgaben dieser Experten reichen weit über den Finanzbereich hinaus. Sie navigieren oft durch komplexe Familienverhältnisse, wahren strikte Vertraulichkeit und beraten zu langfristigem Weinbergsmanagement. Jean-Luc Coupet, Gründer von Wine Bankers & Co., betont, dass fundierte Kenntnisse im Weinbau heute eine Grundvoraussetzung für jeden sind, der in diesem Bereich Erfolg haben will. Tusker Wine, weiterhin in dieser Nische aktiv, hat darauf reagiert, indem das Unternehmen seine Mandate sorgfältig auswählt und Spezialisten wie François Aubry ins Team holt. Crédit Agricole berät Kunden weiterhin zu weinbezogenen Investitionen, bestätigt aber einen Rückgang bei Transaktionen mit landwirtschaftlichen Flächen.
Marktbedingungen und Herausforderungen
Die Herausforderungen des Sektors rühren größtenteils von einer anhaltenden Krise in der französischen Weinindustrie her. Trotz eines kurzen Aufschwungs nach der COVID-Pandemie ist der Konsum deutlich zurückgegangen. Steigende Zinsen haben die Finanzierung riskanter gemacht, und viele Investoren warten lieber ab, in der Hoffnung auf bessere Preise, oder konzentrieren sich auf weniger volatile Branchen wie das Gastgewerbe.
Die Preisgestaltung bleibt einer der umstrittensten Punkte. Verkäufer erwarten Kapitalgewinne, doch die Ermittlung eines realistischen Wertes wird durch die sinkende Inlandsnachfrage und die unsicheren Exporte erschwert. Auch der Fachkräftemangel plagt die Branche; Personalvermittler haben Schwierigkeiten, Schlüsselpositionen wie Weinbergmanager zu besetzen. Daher dauern Vertragsabschlüsse länger und erfordern oft mehrere Besuche sowie die Einschaltung von Steueranwälten und Notaren.
Regionaler Ausblick: Bordeaux, Burgund, Provence und Champagne
Bordeaux steht vor besonders schwierigen Zeiten. Einst ein begehrtes Ziel für Investoren, stößt es heute auf wenig Interesse. Die Preise im Burgund sind weiterhin hoch, doch die Renditen bleiben hinter den Erwartungen zurück. In der Provence haben selbst Premium-Weingüter wie die kürzlich erworbenen Crus Classés Schwierigkeiten, ihre Produktion mit Gewinnspannen zu verkaufen. Auch die Nachfrage nach Champagner ist im Vergleich zu den Vorjahren gesunken.
Dennoch betonen Branchenkenner, dass dieser Abschwung Teil eines natürlichen Zyklus ist. Viele glauben, dass die aktuelle Situation Verkäufer dazu veranlassen wird, ihre Preisgestaltung und Erwartungen zu überdenken, was letztendlich das Interesse an Weingutkäufen neu entfachen könnte.
Investoren investieren derweil ihr Kapital anderweitig, da sie Weinberge im aktuellen Wirtschaftsklima als zu unsichere Anlage betrachten. Doch für diejenigen mit einer langfristigen Vision und einer Leidenschaft für Wein könnte der Reiz, ein Stück Weinbaugeschichte zu besitzen, letztendlich wieder unwiderstehlich sein.
Quelle: Vinetur