Frankreichs traditionsreiche Wein- und Spirituosenindustrie steht vor einem schweren finanziellen Schlag, da die Vereinigten Staaten ab dem 7. August einen Einfuhrzoll von 15 % auf diese Produkte einführen wollen.
Die mögliche Abgabe, die Teil einer umfassenderen Welle von Handelsmaßnahmen der USA ist, droht, die jährlichen Wein- und Spirituosenexporte Frankreichs um ein Viertel zu reduzieren. Die prognostizierten Verluste belaufen sich laut dem französischen Wein- und Spirituosenexportverband (FEVS) auf insgesamt 1 Milliarde Euro (1,1 Milliarden US-Dollar) .
Diese Maßnahme setzt die französische Wirtschaft nicht nur enorm unter Druck, sondern gefährdet auch rund 600.000 Arbeitsplätze, die direkt mit diesem Sektor verbunden sind. Branchenvertreter fordern die französischen und EU-Behörden dringend auf, ihre Bemühungen um eine Ausnahmeregelung zu intensivieren.
Ein letzter diplomatischer Vorstoß
Gabriel Picard, Präsident des FEVS, betonte die Dringlichkeit: „Die Situation kann nicht so bleiben. Es ist unerlässlich, dass Frankreich und die Europäische Union sich aktiv mit uns austauschen und unseren Sektor ganz konkret unterstützen.“ Picard würdigte die laufenden diplomatischen Bemühungen, warnte aber, dass die Zeit drängt.
Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot bestätigte die laufenden Verhandlungen und erklärte im Radiosender France Inter: „Wir wollen neue Zugeständnisse und Garantien für Weine und Spirituosen erreichen.“ Die EU, unterstützt von einflussreichen Persönlichkeiten wie LVMH-Gründer Bernard Arnault , drängt weiterhin auf ein Abkommen, das die früheren Handelsbedingungen für den Wein- und Spirituosensektor wiederherstellen würde.
Wirtschaftlicher Gegenwind braut sich bereits zusammen
Die angedrohten Zölle kommen zu einem Zeitpunkt, an dem der globale Weinmarkt bereits unter Druck steht. 2024 sank die weltweite Weinproduktion auf den niedrigsten Stand seit 60 Jahren , doch die Nachfrage ging noch stärker zurück, was zu einem globalen Überschuss und sinkenden Preisen führte. Die USA bleiben ein Schlüsselmarkt für europäischen Wein und nahmen im vergangenen Jahr fast 30 % der EU-Weinexporte ab. Ein Zoll von 15 % würde diesen wichtigen Handelsweg unterbrechen und sowohl europäische Exporteure als auch amerikanische Importeure, Einzelhändler und Verbraucher schädigen.
Stimmen aus der Branche
Samuel Masse , Präsident des Europäischen Verbandes unabhängiger Winzer, warnte in einem Interview mit Bloomberg TV vor den Folgewirkungen: „Die Auswirkungen werden auch auf den US-Markt enorm sein… Dies wird US-Verbraucher und US-Unternehmen betreffen.“ Masse forderte, Wein und Spirituosen in die Ausnahmeliste aufzunehmen und betonte die gegenseitige Abhängigkeit zwischen US-Nachfrage und europäischem Angebot.
Die Einsätze: Wirtschaftliche, kulturelle und strategische
Die Wein- und Spirituosenindustrie ist nicht nur eine Säule der französischen Wirtschaft, sondern eng mit ihrer kulturellen Identität und ihrem internationalen Einfluss verknüpft. Auch außerhalb Frankreichs betrachtet die EU diesen Sektor als Symbol ihrer umfassenderen Handelsinteressen. Die kommenden Tage werden entscheidend sein, da die diplomatischen Kanäle zwar weiterhin offen sind, aber Unsicherheit herrscht.
Sollte der Zoll in Kraft treten, könnten die Folgen weit über Europas Weinberge hinausreichen – sie würden das Konsumverhalten verändern, Lieferketten stören und die ohnehin schon angespannten globalen Handelsbeziehungen weiter verschärfen.
Quelle: Bloomberg