Eine kürzlich in der wissenschaftlichen Zeitschrift Addiction veröffentlichte Studie hat die anhaltenden Muster des Alkoholkonsums in ganz Europa beleuchtet und historische Trends untermauert, die die Trinkgewohnheiten des Kontinents je nach Region und Getränkevorliebe unterscheiden.
Laut der Studie behalten die Mittelmeerländer ihren Ruf als Hauptweinkonsumenten, während Nord- und Mitteleuropäer eine starke Vorliebe für Bier zeigen. Diese Unterscheidung unterstreicht kulturelle Einflüsse, die die Trinkgewohnheiten über Generationen hinweg geprägt haben.
Die Studie zeigt zudem deutliche Unterschiede in den gesundheitlichen Folgen von Alkoholkonsum zwischen verschiedenen europäischen Ländern auf. Länder mit einem insgesamt hohen Alkoholkonsum, wie Estland, Lettland, Litauen, die Ukraine, Bulgarien und Zypern, weisen auch die höchsten Raten an alkoholbedingten Todesfällen und Gesundheitsschäden auf. Im Gegensatz dazu weisen Länder wie Frankreich, Italien, Griechenland, Portugal und Schweden, die sich durch einen moderaten Weinkonsum bei gleichzeitig niedrigerem Gesamtalkoholkonsum auszeichnen, die niedrigsten Raten an alkoholbedingter Sterblichkeit auf.
Das Bierkonsumverhalten spiegelt eine weitere Dimension der europäischen Trinkgewohnheiten wider. Die Studie hebt einen erhöhten Bierkonsum in Ländern wie Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei hervor, was eine starke kulturelle Affinität zu diesem Getränk in diesen Regionen widerspiegelt.
Besonders hervorzuheben sind die Ukraine, Bulgarien und Zypern, die die höchsten Werte an lebenslanger Abstinenz von Alkohol aufweisen, bei entsprechend niedrigeren Anteilen an Trinkern. Unter denjenigen, die in diesen Ländern Alkohol konsumieren, werden jedoch Spirituosen bevorzugt und oft in beträchtlichen Mengen konsumiert.
Dr. Jürgen Rehm, Mitautor der Studie, betont die tief verwurzelte Natur dieser Konsummuster in den europäischen Kulturen und merkt an, dass sie in den letzten zwei Jahrzehnten bemerkenswert stabil geblieben sind. Er vermutet, dass Versuche, diese Muster zu verändern, auf erhebliche kulturelle Barrieren stoßen.
Die Studie bestätigt zudem die Bedeutung von Wein in der mediterranen Ernährung, die in den südlichen Mittelmeerländern für ihre Verbindung mit Langlebigkeit bekannt ist. Forscher haben bereits festgestellt, dass die gesundheitlichen Vorteile der mediterranen Ernährung deutlich abnehmen, wenn auf Wein verzichtet wird. Polyphenole, die in der Traubenschale vorkommen und auch in Obst, Gemüse und anderen Kräutern enthalten sind, tragen vermutlich zu diesen gesundheitlichen Vorteilen bei, indem sie als Antioxidantien wirken und potenziell das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmten Krebsarten verringern.
Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wird eine demnächst vom Europäischen Forschungsrat finanzierte Studie die Auswirkungen moderaten Weinkonsums auf Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes bei 10.000 Spaniern im Alter von 50 bis 75 Jahren untersuchen. Diese Initiative unterstreicht das anhaltende wissenschaftliche Interesse an den gesundheitlichen Effekten von Wein im Kontext einer ausgewogenen Ernährung.
Die Studie greift auch das „Französische Paradoxon“ wieder auf, das ursprünglich von dem Wissenschaftler Serge Renaud bekannt gemacht wurde. Dieser wies auf die paradoxerweise niedrigen Herzinfarktraten in Frankreich trotz einer Ernährung reich an gesättigten Fettsäuren hin und führte diese Anomalie auf regelmäßigen, moderaten Rotweinkonsum zurück. Renauds Beobachtungen, die auf seiner Kindheit im von Weinbergen umgebenen Bordeaux beruhen, inspirieren bis heute die Forschung zu den gesundheitlichen Vorteilen von Wein.
Renaud blickte auf seine Pionierarbeit zurück und bemerkte: „Das Leben inmitten von Weinbergen in der Nähe von Bordeaux brachte mich mit dem täglichen, maßvollen Weinkonsum älterer Menschen in Berührung. Ihre Langlebigkeit zu erleben, prägte meine Sichtweise auf Wein als potenziell vorteilhaften Bestandteil eines gesunden Lebensstils.“
Zusammenfassend liefert die Studie überzeugende Einblicke in die vielfältigen Alkoholkonsumgewohnheiten Europas, die von kulturellen Traditionen und regionalen Vorlieben geprägt sind, und bestätigt gleichzeitig das anhaltende wissenschaftliche Interesse an den gesundheitlichen Vorteilen eines moderaten Weinkonsums im Rahmen traditioneller Ernährungsmuster wie der mediterranen Ernährung.
Quelle: Vinetur