EU Low-Alcohol Consumption Policy

EU-Agrarausschuss prüft Reformen der Weinpolitik zur Unterstützung der angeschlagenen Branche

Am Montag erörterte der Landwirtschaftsausschuss (AGRI) des Europäischen Parlaments Vorschläge zur Wiederbelebung der Weinindustrie, die einen erheblichen Abschwung erlebt hat.

Da der Weinkonsum in Europa auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahrzehnten liegt, hörte der Ausschuss Empfehlungen einer hochrangigen Gruppe an, die sich mit Weinpolitik befasst und eine Reihe von Maßnahmen vorlegt, die die Herausforderungen angehen sollen, denen sich die Weinproduzenten in der gesamten Union gegenübersehen.

Zu den wichtigsten Vorschlägen gehörte die Forderung nach einer Anpassung der EU-Vorschriften, um den Verkauf von alkoholfreien und alkoholreduzierten Weinen zu erleichtern und so einen wachsenden Markt innerhalb und außerhalb der EU zu erschließen. Da sich die Verbraucherpräferenzen, insbesondere bei gesundheitsbewussten Konsumenten, wandeln, ist die Nachfrage nach diesen Alternativen stark gestiegen. Die Empfehlungen zielen darauf ab, diese Weine durch die Lockerung rechtlicher und regulatorischer Beschränkungen breiter verfügbar zu machen und der Weinbranche neue Möglichkeiten zur Diversifizierung ihres Angebots zu eröffnen, damit sie in einer zunehmend gesundheitsbewussten Welt relevant bleibt.

Widerstand der extremen Rechten

Allerdings stimmten nicht alle Mitglieder des Europäischen Parlaments den vorgeschlagenen Änderungen zu. Gilles Pennelle, ein rechtsextremer Abgeordneter der Partei Patriots for Europe (PfE), sprach sich entschieden gegen die Förderung von „alkoholfreiem Wein“ aus. Pennelle argumentierte, der zunehmende Drang nach alkoholfreien Alternativen sei Teil einer umfassenderen „Hygieneideologie“ – ein Begriff, der einen gesellschaftlichen Trend beschreibt, der der Gesundheit Vorrang vor traditionellen Lebensweisen einräumt. Er behauptete, diese Ideologie drohe, etablierte Bräuche, darunter auch den Weingenuss, zu zerstören.

Pennelles Äußerungen lösten eine Debatte aus, doch er verschwieg, dass die Weinbranche selbst im Rahmen des Forums konsultiert worden war. Dieser Dialog legt nahe, dass die Bedenken der Branche trotz des lautstarken Widerstands der extremen Rechten berücksichtigt wurden. Seine Kommentare wurden von der französischen Europaabgeordneten Céline Imart von der Mitte-Rechts-Partei EVP bekräftigt, die den „Hygiene-Diskurs“ als „übertrieben und alarmistisch“ bezeichnete. Imart kritisierte insbesondere die Behauptung, selbst moderater Weinkonsum – etwa ein Glas – könne zu Gesundheitsproblemen wie Krebs führen.

Das Drängen auf praktische Anpassungen

Während diese traditionalistischen Ansichten in bestimmten Teilen des Parlaments weiterhin vorherrschen, verfolgen die EU-Hauptstädte einen pragmatischeren Ansatz und erkennen die Notwendigkeit, sich an den sich wandelnden Verbrauchergeschmack anzupassen. Eine der bemerkenswertesten Entwicklungen der letzten Zeit kam aus Italien, wo die rechtsextreme Regierung im Dezember ein Dekret unterzeichnete, das die Kennzeichnung von Weinen mit weniger als 0,5 % Alkohol als „entalkoholisiert“ erlaubt. Weine mit einem Alkoholgehalt zwischen 0,5 % und 8,5 % werden als „teilweise entalkoholisiert“ eingestuft.

Dieses neue Dekret steht im Einklang mit der EU-Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) von 2021, die die offizielle Anerkennung dieser Bestimmungen ermöglichte. Italien hatte diese Änderung jedoch noch nicht umgesetzt; sie soll nun in Kraft treten.

Trotz Italiens vorsichtigerer Haltung gegenüber der Bezeichnung dieser Weine äußerte sich Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida im April auf der Vinitaly – Italiens größter Weinmesse – positiv zum wachsenden Markt: „Machen wir ihn alkoholfrei, aber nennen wir ihn nicht Wein.“ Diese Aussage unterstreicht Italiens Bestreben, das Prestige und die kulturelle Bedeutung des Weins zu bewahren, gleichzeitig aber die wachsende Nachfrage der Verbraucher nach alkoholärmeren Alternativen anzuerkennen.

Das wachsende Interesse der EU am Markt für alkoholfreien Wein

Auf EU-Ebene hat die Europäische Kommission ihre Unterstützung für die Förderung des wachsenden Marktes für alkoholfreie Weine durch Weinproduzenten zum Ausdruck gebracht. Eine der vorgeschlagenen Änderungen betrifft die Überarbeitung des Bio-Zertifizierungsverfahrens für alkoholfreie Weine. Derzeit werden die Methoden zur Alkoholentfernung aus Wein von den EU-Bio-Vorschriften nicht anerkannt, was die Möglichkeiten für Bio-Zertifizierungen dieser Produkte einschränkt. Die Kommission erwägt, die Zertifizierung alkoholfreier Weine als „Bio“ zu ermöglichen. Dieser Schritt könnte Produzenten zusätzlich dazu anregen, diesem wachsenden Trend zu folgen.

Quelle: EurActiv

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