Hansen and Varhelyi at Vinitaly 2025 (ph: Veronafiere/Ennevi)

Pflichten, Dialog und die Zukunft des Weins: Wichtigste Erkenntnisse aus dem Besuch von EU-Kommissar Hansen auf der Vinitaly 2025

Die Vinitaly 2025 in Verona begrüßte nicht nur Italiens führende Weinproduzenten und internationale Akteure, sondern auch einen seltenen und bedeutenden Doppelauftritt zweier EU-Kommissare – Christophe Hansen (Landwirtschaft) und Olivér Várhelyi (Gesundheit) – was ein eindrucksvolles Zeichen institutioneller Unterstützung für den europäischen Weinsektor darstellte.

Inmitten einer festlichen Atmosphäre voller Trinksprüche und Begeisterung aus der Branche trat Kommissar Hansen, begleitet vom italienischen Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida, direkt mit Erzeugern aus ganz Italien in Kontakt und sendete damit eine klare Botschaft: Die EU steht an der Seite des Weins.

Das „Weinpaket“ und der Optimismus hinsichtlich einer beschleunigten Genehmigung

Im Mittelpunkt von Hansens Besuch stand die Vorstellung des „Weinpakets“ – eines Maßnahmenpakets aus gesetzlichen und finanziellen Unterstützungsmaßnahmen zur Stärkung des europäischen Weinsektors angesichts von Marktinstabilität und rückläufigem Konsum. Auf der offiziellen Konferenz äußerte Hansen die Hoffnung auf eine rasche Umsetzung: „Ich hoffe bis zum Herbst“, erklärte er zuversichtlich an die Beteiligten gewandt, die sich Klarheit und konkrete Maßnahmen wünschten.

Das Paket, das Tage zuvor bei seinem Zwischenstopp in Rom vorgestellt und von WineNews thematisiert wurde, beinhaltet Mechanismen, die den Erzeugern helfen sollen, sich an veränderte Verbraucherpräferenzen anzupassen, neue internationale Märkte zu erschließen und mit einem stärkeren EU-Sicherheitsnetz auf Krisen zu reagieren.

Ein von Zöllen und globalen Spannungen erschütterter Sektor

Hansen wich dem drängenden Thema der internationalen Handelsspannungen nicht aus. „Die Märkte wurden durch COVID, Kriege und nun auch noch durch Zölle erschüttert“, sagte er. „Niemand profitiert von dieser Situation.“ Seine Botschaft war eindeutig: Zölle bedrohen den Welthandel, und die EU muss sich weiterhin für eine Deeskalation durch Verhandlungen einsetzen.

In diesem Zusammenhang bekräftigte er, dass Handelskommissar Maroš Šefčovič in einem aktiven Dialog mit den Vereinigten Staaten steht – dem wichtigsten Weinexportmarkt der EU. „Der US-Markt ist unersetzlich“, bemerkte Hansen und betonte gleichzeitig, wie wichtig es sei, neue Brücken zu Märkten mit hohem Potenzial wie Japan, den Mercosur-Staaten und Indien zu schlagen.

Auf dem Weg zu einem „Sicherheitsnetz der Einheit“ für Resilienz

Hansen erkannte die Schwachstellen der Agrar- und Lebensmittelunternehmen und führte das Konzept eines „Sicherheitsnetzes der Einheit“ ein – einen zweistufigen Mechanismus, der sowohl gesetzlichen als auch finanziellen Schutz bietet. Ziel ist es, die Anfälligkeit gegenüber wirtschaftlichem Druck zu verringern und die langfristige Widerstandsfähigkeit europäischer Weinproduzenten zu stärken.

Kennzeichnung und der Binnenmarkt: Ein einheitlicher QR-Code?

Die Reform der Kennzeichnung spielte in Hansens Ausführungen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Europäische Kommission arbeitet an einer Vereinfachung der Kennzeichnung durch einen standardisierten QR-Code für alle Mitgliedstaaten. Dieser Schritt soll den Binnenmarkt schützen und gleichzeitig Innovationen wie alkoholfreie und alkoholreduzierte Weine ermöglichen.

Dennoch zeigte sich Hansen offen für nationale Vorschläge, sofern diese die Markteinheit nicht gefährden. Seine Äußerungen erfolgen vor dem Hintergrund von Kritik aus Ländern wie Irland, deren Warnhinweismodell von einigen als stigmatisierend für Wein anstatt als informativ für die Verbraucher angesehen wird.

Italienische Stimmen: Aufrufe zu Flexibilität und Realismus

Aus Italien wurde Pragmatismus gefordert. ICE-Präsident Matteo Zoppas übermittelte Rückmeldungen aus der Branche, die sich mehr Flexibilität – insbesondere im Finanzmanagement – ​​innerhalb der EU-Programme wünschte. Ministerin Lollobrigida schloss sich dieser Forderung an und plädierte für flexible Instrumente, um in einem volatilen Umfeld und angesichts der wirtschaftlichen Realität angemessen agieren zu können.

Lollobrigida forderte zudem eine Neubewertung bestimmter Maßnahmen des Green Deals und bezeichnete einige davon als „ideologische Torheiten“, die die landwirtschaftliche Produktivität zu gefährden drohten. Im Zollstreit mit den USA plädierte er für Diplomatie statt Konfrontation und rief Europa dazu auf, „mit der für den alten Kontinent typischen Weisheit“ zu handeln.

Ceev-Präsidentin Marzia Varvaglione betonte zudem die Bedeutung des Dialogs und schlug vor, dass Vertreter des Weinsektors als Vermittler in Handelsverhandlungen fungieren sollten, um Spannungen abzubauen und die Zusammenarbeit wiederherzustellen.

Ein Wendepunkt für den Wein in Europa?

Das Zusammentreffen zweier EU-Kommissare auf der Vinitaly 2025 könnte einen Wendepunkt markieren. Institutionelle Präsenz, direkter Dialog und politische Initiativen wie das „Weinpaket“ und das „Sicherheitsnetz der Einheit“ gestalten eine Zukunft, in der Wein nicht nur ein kultureller Schatz, sondern auch eine geschützte wirtschaftliche Säule Europas bleibt.

Während sich die Handelsdynamik weiterentwickelt und sich Klima- und Konsummuster verändern, beobachtet die Weinwelt die Entwicklungen genau – in der Hoffnung, dass Diplomatie, Anpassungsfähigkeit und Einigkeit ihr Erbe bewahren und neue Möglichkeiten eröffnen werden.

Quelle: WineNews

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