Das chinesische Handelsministerium gab kürzlich bekannt, dass es keine sofortigen Antidumpingzölle auf Importe von Brandy aus der Europäischen Union erheben wird, obwohl es erhebliche Beweise dafür gefunden hat, dass diese Produkte auf dem chinesischen Markt mit Gewinnspannen zwischen 30,6 % und 39,0 % zu Dumpingpreisen angeboten werden.
Die Entscheidung erfolgte nach einer gründlichen Voruntersuchung, die bestätigte, dass das Dumping von EU-Brandy eine erhebliche Bedrohung für die chinesische Brandy-Industrie darstellt. Das Ministerium hat jedoch beschlossen, vorerst keine vorläufigen Maßnahmen zu ergreifen.
Die Untersuchung konzentrierte sich insbesondere auf große europäische Marken wie Martell & Co, Société Jas Hennessy & Co und E. Rémy Martin & Co. Das Ministerium stellte fest, dass diese Unternehmen Dumpingpraktiken anwendeten. Société Jas Hennessy & Co wies mit 39,0 % die höchste Dumpingmarge auf, gefolgt von E. Rémy Martin & Co mit 38,1 % und Martell & Co mit 30,6 %. Trotz dieser Ergebnisse hat das Ministerium keine Angaben dazu gemacht, wann oder ob Antidumpingzölle auf diese Importe erhoben werden könnten, wodurch die Situation weiterhin ungewiss bleibt.
Diese Entwicklung deckt sich mit dem Zeitplan, über den Vino Joy News zuerst berichtete und der eine Entscheidung bis Ende August erwartet hatte. Die Ankündigung des Ministeriums ist Teil seiner vorläufigen Entscheidung in einem Antidumpingverfahren, das im Januar auf Antrag chinesischer Brandy-Hersteller eingeleitet wurde. Die Untersuchung ergab, dass die Dumpingpraktiken dieser EU-Unternehmen in direktem Zusammenhang mit den potenziellen Schäden für die chinesische Brandy-Industrie stehen. Dies unterstreicht die prekäre Lage der lokalen Produzenten, die mit dem Zustrom billiger EU-Importe zu kämpfen haben.
Interessanterweise unterscheidet sich das Vorgehen des Ministeriums in diesem Fall von seinem Umgang mit einer ähnlichen Situation bei australischen Weinimporten. Damals führte das Ministerium nach einer vorläufigen Entscheidung Hinterlegungspflichten ein. Das Fehlen solcher Maßnahmen im aktuellen Fall könnte auf ein vorsichtigeres oder strategischeres Vorgehen hindeuten, möglicherweise aufgrund der Komplexität der Handelsbeziehungen zwischen China und der Europäischen Union.
Das Ministerium räumte jedoch eine Frist für weitere Beteiligung ein und erklärte, dass die Beteiligten ab Veröffentlichung der Entscheidung zehn Tage Zeit haben, schriftliches Feedback einzureichen. Dieser Zeitraum ermöglicht es, weitere Anregungen zu geben, bevor endgültige Entscheidungen über die Erhebung von Zöllen getroffen werden.
Die laufenden Ermittlungen umfassen alle EU-Brandy-Importe mit Ausnahme von solchen in Behältern ab 200 Litern. Die gründlichen Untersuchungen begannen am 5. Januar 2024 auf Antrag der chinesischen Brandy-Industrie. Bis zum 28. März hatte das Ministerium die drei Hauptverdächtigen ins Visier genommen: Martell, Hennessy und E. Rémy Martin.
Im April reiste der chinesische Handelsminister Wang Wentao nach Paris, wo er sich mit Vertretern französischer Brandy-Hersteller traf. Während des Treffens betonte er, dass die Untersuchung nicht gegen einen bestimmten EU-Mitgliedstaat gerichtet sei und versicherte, dass noch keine vorgefassten Meinungen vorlägen. Dieses diplomatische Engagement unterstreicht die Brisanz des Themas, da China bestrebt ist, den Schutz seiner heimischen Industrie mit der Aufrechterhaltung stabiler Handelsbeziehungen zu wichtigen EU-Partnern in Einklang zu bringen.
Am 18. Juli fand eine Anhörung in dem Fall statt, an der 26 Interessenten und rund 80 Teilnehmer teilnahmen. Diese Anhörung bot allen Beteiligten die Möglichkeit, ihre Ansichten und Argumente darzulegen und so den Entscheidungsprozess des Ministeriums weiter zu unterstützen.
Die vorläufige Entscheidung vom 29. August bestätigte zwar das Vorliegen von Dumping, sah aber von sofortigen Maßnahmen gegen die betroffenen Unternehmen ab. Der Verzicht auf die Verhängung von Antidumpingzöllen zum jetzigen Zeitpunkt lässt Raum für weitere Verhandlungen und Überlegungen und spiegelt die Komplexität des internationalen Handels sowie die in solchen Fällen erforderliche sorgfältige Abwägung wider.
Im Zuge der weiteren Entwicklung der Situation werden alle Augen auf die nächsten Schritte des Handelsministeriums und die potenziellen Auswirkungen auf die umfassenderen Handelsbeziehungen zwischen China und der Europäischen Union gerichtet sein.
Quelle: Vino-Joy