Champagnerhersteller und Winzer haben sich darauf geeinigt, die Menge der für die Schaumweinproduktion geernteten Trauben in diesem Jahr zu begrenzen.
Diese Entscheidung wurde bei einem Treffen am 19. Juli 2024 zwischen den beiden Vorsitzenden des Champagner-Komitees, David Chatillon und Maxime Toubart, endgültig getroffen.
Die vereinbarte Ertragsgrenze für die Ernte 2024 liegt bei 10.000 kg/ha, was eine deutliche Reduzierung gegenüber den Vorjahren bedeutet. Diese Anpassung dürfte die Produktion auf unter 290 Millionen Flaschen begrenzen – einen der niedrigsten Werte der letzten Jahrzehnte.
Ertragsgrenzen und Produktionsauswirkungen
Die Champagne, ein Anbaugebiet von rund 34.300 Hektar, benötigt üblicherweise etwa 1,2 kg Trauben für die Herstellung einer einzigen Flasche Champagner. Mit der neuen Ertragsgrenze wird die erwartete Produktion bei etwas über 285,8 Millionen Flaschen liegen, etwa 13 Millionen Flaschen weniger als die 299 Millionen Flaschen, die 2023 ausgeliefert wurden. Diese Grenze von 10.000 kg/ha bedeutet eine Reduzierung von über 12 % gegenüber der letztjährigen Grenze von 11.400 kg/ha und von fast 17 % gegenüber der Grenze von 12.000 kg/ha im Jahr 2022.
Wirtschaftliche und marktbezogene Faktoren
Die Entscheidung für eine so strenge Beschränkung beruht auf mehreren Faktoren:
- Hohe Lagerbestände : Champagnerhersteller halten derzeit Lagerbestände im Umfang von etwa vier Jahren, wobei drei Jahre als optimal gelten.
- Rückläufige Lieferungen : Im ersten Halbjahr 2024 gingen die Champagnerlieferungen im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2023 um 15,2 % zurück; es wurden 106,7 Millionen Flaschen ausgeliefert.
- Geopolitische und wirtschaftliche Zwänge : Anhaltende geopolitische Unsicherheiten und hohe Champagnerpreise dürften den Absatz dämpfen, anders als beim Boom nach der Pandemie im Jahr 2022, als die Lieferungen ihren Höhepunkt mit 326 Millionen Flaschen erreichten.
Natürliche und klimatische Herausforderungen
Die aktuelle Vegetationsperiode in der Champagne war außerordentlich schwierig. Ungünstige Wetterbedingungen, darunter Starkregen, Spätfröste und Hagel, haben die Traubenerträge negativ beeinflusst.
- Schimmelbildungsdruck : Die Region ist aufgrund der heißen und feuchten Bedingungen einem starken Schimmelbildungsdruck ausgesetzt.
- Verzögerte Rebenentwicklung : Das Wachstum der Reben liegt 5-6 Tage hinter dem Zehnjahresdurchschnitt zurück, die Ernte wird voraussichtlich erst im September beginnen.
- Schätzungen der variablen Erträge : Vincent Chaperon, Kellermeister von Dom Pérignon, schätzt die durchschnittlichen Erträge auf 8.000 bis 9.000 kg/ha, wobei in einigen Gebieten, insbesondere in der Aube, mit Erträgen von nur 2.000 kg/ha zu rechnen ist.
Qualität vor Quantität
Trotz dieser Herausforderungen herrscht Optimismus hinsichtlich der potenziellen Qualität des Jahrgangs 2024. Chaperon geht davon aus, dass geringere Erträge zu qualitativ hochwertigeren Weinen führen könnten, vorausgesetzt, das Wetter bessert sich und es gibt mehr Sonnenschein. Er merkt an, dass moderate Erträge oft der Qualität der Champagne zugutekommen und die Region mit rund 500 mm Niederschlag in den letzten zwei Monaten bereits ausreichend Regen für dieses Jahr erhalten hat. Die zunehmend extremen Wasserzyklen, gekennzeichnet durch anhaltende Dürreperioden, gefolgt von Starkregen, bereiten den Winzern ebenfalls wachsende Sorgen.
Zukunftsaussichten
Die Entscheidung, den Champagner-Ertrag 2024 auf 10.000 kg/ha zu begrenzen, ist eine wohlüberlegte Reaktion auf das Zusammenspiel von wirtschaftlichem Druck, Marktnachfrage und widrigen Wetterbedingungen. Diese Strategie zielt darauf ab, die Qualität des Champagners zu erhalten und gleichzeitig Angebot und Marktbedarf in Einklang zu bringen. Während die Branche diese Herausforderungen meistert, liegt der Fokus weiterhin auf der Herstellung außergewöhnlicher Weine, die den prestigeträchtigen Ruf des Champagners wahren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Jahrgang 2024 ein Jahrgang ist, den man im Auge behalten sollte, nicht nur wegen seines potenziellen Qualitätspotenzials, sondern auch als Beweis für die Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit der Champagnerproduzenten angesichts sich verändernder Markt- und Umweltbedingungen.
Quelle: Vinetur