Grape harvest (1)

Herausfordernde Aussichten für die europäische Weinlese 2024: Italien übertrifft die Konkurrenz trotz regionaler Unterschiede

Die Weinlese 2024 in ganz Europa steht vor erheblichen Herausforderungen; die Gesamtproduktion wird voraussichtlich leicht zurückgehen.

Laut dem Herbstbericht der Europäischen Kommission über die kurzfristigen Aussichten für die EU-Agrarmärkte wird die Weinproduktion in der EU voraussichtlich um 1 % gegenüber dem Vorjahr sinken und damit 7 % unter dem Fünfjahresdurchschnitt bleiben. Verschärft wird dieser Rückgang durch sinkenden Konsum und schwächere Exporte, was ein düsteres Bild für die Branche zeichnet. Italien schneidet jedoch besser ab als andere europäische Weinbaunationen: Dort wird die Produktion im Vergleich zur vorherigen Ernte voraussichtlich um 7 % steigen, auch wenn sie weiterhin unter dem Fünfjahresdurchschnitt liegen wird.

Regionale Unterschiede in der Weinproduktion Italiens

Der von Assoenologi , Ismea und der Unione Italiana Vini (Uiv) prognostizierte Produktionsanstieg in Italien weist deutliche regionale Unterschiede auf. In den südlichen Regionen, wie beispielsweise Sizilien, werden aufgrund der Trockenheit und des geringen Krankheitsbefalls voraussichtlich qualitativ hochwertige Weine produziert, während im Norden feuchtes Wetter in einigen Weinbergen zu Pilzinfektionen geführt und die Erträge gefährdet hat. Diese Variabilität verdeutlicht die Unberechenbarkeit der Weinproduktion, bei der die regionalen Klimabedingungen eine entscheidende Rolle für das Ergebnis der Ernte spielen.

Spanien und Frankreich: Schwierigkeiten inmitten der Erholung

In Spanien wird für 2024 mit einer Erholung der Weinlese auf durchschnittliches Niveau gerechnet, vor allem dank der Erholung in Kastilien-La Mancha. Dieses Gebiet war 2023 stark von Dürre und hohen Temperaturen betroffen, doch die verbesserten Wetterbedingungen 2024 haben die Produktion wiederbelebt. Frankreich hingegen steht vor erheblichen Rückschlägen. Der Statistikdienst des Landwirtschaftsministeriums prognostiziert einen Rückgang von 10 % unter den Fünfjahresdurchschnitt, hauptsächlich aufgrund von Pilzinfektionen, die durch die Nässe und Hagelstürme im Frühjahr verursacht wurden. Französische Weinberge sind besonders stark betroffen, und viele Weinregionen rechnen mit geringeren Erträgen.

Deutschland und Portugal: Unterschiedliche Erfolge

In Deutschland ist die Lage in den verschiedenen Weinregionen sehr unterschiedlich. Während in den Hauptanbaugebieten mit einer guten Ernte gerechnet wird, haben Spätfröste in einigen östlichen Regionen zu Ernteausfällen von bis zu 80 % geführt. Insgesamt wird die deutsche Weinproduktion voraussichtlich um 6 % gegenüber 2023 sinken. Auch in Portugal ist mit einem Rückgang zu rechnen; die Produktion dürfte aufgrund von Schwierigkeiten in wichtigen Regionen wie Douro, Lissabon und Alentejo um 3 % zurückgehen.

Weiterreichende Agrartrends: Stabilisierung inmitten von Unsicherheit

Abgesehen vom Weinsektor zeigen die europäischen Agrarmärkte Anzeichen einer Stabilisierung, bedingt durch sinkende Inputkosten und eine Abschwächung der Lebensmittelinflation. Dieser Trend könnte die Nachfrage nach Agrar- und Lebensmittelprodukten in den meisten Sektoren ankurbeln. Die Aussichten bleiben jedoch aufgrund verschiedener Faktoren, darunter unvorhersehbare Wetterlagen, geopolitische Konflikte und das Risiko von Tier- und Pflanzenkrankheiten, weiterhin ungewiss.

Getreideproduktion: Niedrigster Stand seit zehn Jahren

Die Getreideproduktion der EU wird in der Saison 2024/2025 voraussichtlich auf 260,9 Millionen Tonnen sinken. Dies entspricht einem Rückgang von 7 % gegenüber dem Fünfjahresdurchschnitt und dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Ungünstige Witterungsbedingungen haben die Erträge, insbesondere bei Weichweizen und Mais, negativ beeinflusst, während übermäßige Regenfälle die Aussaat beeinträchtigt haben. Im Gegensatz dazu verzeichneten Hafer, Gerste und Hartweizen leichte Produktionssteigerungen.

Olivenöl: Eine vielversprechende Zukunft

Eine der erfreulicheren Entwicklungen findet sich im Olivenölsektor. Nach zwei Jahren mit geringer Produktion und hohen Preisen wird erwartet, dass die Fördermenge 2025 wieder ein durchschnittliches Niveau von rund 2 Millionen Tonnen erreichen wird. Diese erhöhte Verfügbarkeit dürfte zu Preissenkungen, einem gesteigerten Konsum und verbesserten Exportaussichten führen. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie schnell sich der Markt an diese Veränderungen anpassen wird, insbesondere angesichts der durch den jüngsten Preisanstieg bedingten Veränderungen im Konsumverhalten.

Milchprodukte, Fleisch und Geflügel: Unterschiedliche Prognosen

Im Milchsektor wird das Milchangebot 2025 voraussichtlich leicht steigen, während die Käseproduktion dank wettbewerbsfähiger Preise weiter zunehmen dürfte. Der EU-Rindfleischmarkt hingegen dürfte schrumpfen: Die Produktion soll 2025 um 1 % zurückgehen, der Pro-Kopf-Verbrauch 2024 um 1,7 % auf 9,6 kg sinken. Die Afrikanische Schweinepest stellt weiterhin eine Bedrohung für die Schweinefleischproduktion dar, die 2024 voraussichtlich um 0,5 % und 2025 um 0,2 % zurückgehen wird. Trotz dieser Herausforderungen verzeichnet der Geflügelsektor Wachstum: Die Produktion soll 2024 um 4 % steigen, die Exporte um 3 % – für 2025 wird weiteres Wachstum prognostiziert.

Fazit: Unsichere Aussichten für den europäischen Weinbau und die Landwirtschaft

Die Weinlese 2024 bietet europäischen Weinproduzenten ein gemischtes Bild. Italien schneidet zwar im Vergleich zu seinen Konkurrenten relativ gut ab, kämpft aber weiterhin mit regionalen Produktionsunterschieden. Andere wichtige Erzeuger wie Frankreich und Spanien spüren die Folgen ungünstiger Wetterbedingungen, während auch Deutschland und Portugal vor Schwierigkeiten stehen. Im breiteren Agrarsektor werden positive Stabilisierungsanzeichen durch Unsicherheiten in Bezug auf Wetter, geopolitische Risiken und Krankheitsausbrüche getrübt, sodass die Zukunft der EU-Agrarmärkte – einschließlich des Weinmarktes – ungewiss bleibt.

Quelle: WineNews

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