Auf einer Pressekonferenz in Wien verkündete Johannes Schmuckenschlager, Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes, einen ungewöhnlich frühen Beginn der österreichischen Weinlese 2024, verbunden mit einem deutlichen Rückgang der Erntemenge im Vergleich zu den Vorjahren.
Die Ernte wird voraussichtlich rund 2,0 Millionen Hektoliter betragen, ein deutlicher Rückgang gegenüber den 2,33 Millionen Hektolitern des Vorjahres und dem Fünfjahresdurchschnitt von 2,41 Millionen Hektolitern (2019–2023). Schmuckenschlager führte diesen Rückgang auf frühen Austrieb, Spätfröste und extreme Sommerwitterung zurück.
Frühe Knospenbildung und schnelles Wachstum
Die Vegetationsperiode 2024 war von unbeständigem Wetter geprägt. Ausreichende Winterniederschläge und ungewöhnlich warme Temperaturen zu Frühlingsbeginn führten dazu, dass die Reben drei Wochen früher als üblich austrieben. Dieser verfrühte Austrieb erhöhte jedoch die Frostempfindlichkeit der Reben, und Spätfröste im April beeinträchtigten die Weinberge, insbesondere in der Thermenregion, im Kamptal und in der Wachau.
Ende Mai hatte die Blüte in den meisten Regionen bereits begonnen, beschleunigt durch die warmen Temperaturen. Obwohl eine frühe Blüte im Allgemeinen vorteilhaft ist, führten starke Regenfälle in einigen Gebieten zu Verfärbungen (geringer Fruchtansatz) und damit zu geringeren Traubenerträgen. Das rasante Wachstum der Reben setzte sich bis in den Juni fort, als die Temperaturen auf über 30 °C stiegen und die Reifung beschleunigten.
Ungleichmäßige Regenfälle und Hagelstürme
Während einige Regionen im Frühjahr von ausreichender Wasserversorgung profitierten, herrschten in anderen den ganzen Sommer über dürreähnliche Bedingungen. So gediehen die Weinberge um Krems vergleichsweise gut, während Regionen wie Neusiedl am See und Güssing im Burgenland mit Trockenheit zu kämpfen hatten. Zusätzlich zur Dürre wurden mehrere Regionen von schweren Hagelstürmen heimgesucht, insbesondere rund um den Neusiedler See, in Güssing und in Teilen der Steiermark. Im Weinviertel erlebte das Gebiet um Hollabrunn schwere Unwetter, und der Wiener Weinberg Nussberg erlitt erhebliche Hagelschäden.
Diese unbeständigen Wetterverhältnisse haben nicht nur die diesjährige Erntemenge beeinträchtigt, sondern auch die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau verdeutlicht. Schmuckenschlager betonte, dass Häufigkeit und Intensität der Stürme zugenommen haben, was die Weinproduktion erschwert.
Geringere Erntemengen und kleinere Beeren
Der frühe Beginn der Vegetationsperiode in Verbindung mit extremen Wetterbedingungen hat in vielen Weinbergen zu kleineren Trauben geführt. Spätfröste, Verfärbungen und die hohen Sommertemperaturen trugen zu einer geringeren Mostausbeute bei, wodurch auch der aus den Trauben gewonnene Saft unterdurchschnittlich ausfiel. Hagelstürme verursachten zwar lokale Schäden, ihr Einfluss auf die gesamte österreichische Weinernte ist jedoch gering.
Die diesjährige erwartete Gesamtmenge von 2,0 Millionen Hektolitern bedeutet einen Rückgang von 15 % gegenüber 2023, das bereits als ertragsschwaches Jahr galt. Dank der Reserven österreichischer Weingüter versicherte Schmuckenschlager jedoch, dass es trotz der geringeren Ernte zu keiner Weinknappheit kommen werde.
Qualität des Jahrgangs 2024
Trotz des geringeren Ertrags zeichnet sich der Jahrgang 2024 durch hohe Qualität aus, insbesondere bei den Rotweinen. Die kleineren Beeren in Kombination mit der beschleunigten Reifung haben dichte, hochkonzentrierte Trauben mit intensiver Farbe und kräftigem Geschmack hervorgebracht. „Wir können in diesem Jahr besonders reife und dichte Rotweine erwarten“, bemerkte Schmuckenschlager. Die frühe Lese war entscheidend für ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Zucker und Säure und sorgt dafür, dass die Weine dieses Jahrgangs eine ansprechende Struktur und Tiefe aufweisen.
Die durch den warmen Sommer begünstigte, frühe Reife der Trauben führte dazu, dass die Lese in den meisten Regionen früher als üblich begann. Im Burgenland startete die Hauptlese Ende August, während Regionen wie Niederösterreich, die Steiermark und Wien erst Anfang September mit der Lese begannen.
Verantwortungsvoller Alkoholkonsum im Fokus
Während der Pressekonferenz ging Schmuckenschlager auch auf die allgemeineren Bedenken hinsichtlich des Alkoholkonsums ein. Er betonte die Wichtigkeit verantwortungsvollen Trinkens und merkte an, dass die Weinbranche zwar entschieden gegen Alkoholmissbrauch sei, aber nicht jeder Alkoholkonsum negativ bewertet werden sollte. „Mäßigung ist der Schlüssel“, sagte er und wies pauschale Verurteilungen von Alkohol zurück. Er unterstrich das Engagement der Branche für die Förderung verantwortungsvoller Trinkgewohnheiten.
Abschluss
Die österreichische Weinlese 2024 begann aufgrund unvorhersehbarer Wetterbedingungen außergewöhnlich früh und die Erträge fielen unterdurchschnittlich aus. Trotz dieser Herausforderungen erscheint die Qualität des Jahrgangs, insbesondere der Rotweine, vielversprechend. Zwar geben die geringeren Mengen Anlass zur Sorge, doch die österreichischen Winzer haben sich dem Klimawandel angepasst und stellen sicher, dass der Jahrgang 2024 dennoch reife und harmonische Weine hervorbringen wird. Während die Branche weiterhin mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen hat, bleiben verantwortungsvolle Praktiken sowohl im Weinbau als auch beim Alkoholkonsum zentral für ihre Zukunftsaussichten.
Quelle: Austrian Wine Marketing