Austria A-Nobis Sparkling Wine

A-Nobis Sektkeller steht vor Insolvenz und Umstrukturierung

Der Sektkeller A-Nobis , der 2020 vom renommierten Winzer Norbert Szigeti eröffnet wurde, galt einst als Hoffnungsträger für die Zukunft der Sektproduktion im Burgenland, Österreich.

Das Weingut A-Nobis in Zurndorf hatte sich zum Ziel gesetzt, jährlich bis zu 250.000 Flaschen Premium-Schaumwein zu produzieren. Doch nur wenige Jahre nach dieser ambitionierten Gründung geriet das Unternehmen in eine Finanzkrise, die schließlich in einem Antrag auf Sanierung aufgrund von Insolvenz mündete.

Ein vielversprechender Anfang und plötzliche Rückschläge

Als Norbert Szigeti A-Nobis eröffnete, hatte er die Vision einer hochmodernen Anlage, die die Qualität und das Ansehen österreichischer Schaumweine international steigern sollte. Das neue Gebäude, dessen Bau über 8 Millionen Euro kostete, war ein mutiger Schritt im wettbewerbsintensiven Markt für hochwertige Schaumweine. Die Produktion des Weinguts wurde auf die steigende Nachfrage nach Luxus-Schaumweinen ausgelegt und verfügt über eine Kapazität von bis zu 250.000 Flaschen jährlich.

Trotz des beeindruckenden Neubaus und ambitionierter Ziele geriet A-Nobis jedoch in finanzielle Schwierigkeiten, die sich bald als unüberwindbar erweisen sollten. Das Unternehmen nannte Liquiditätsprobleme als Hauptursache für seine Insolvenz, da es die Kreditraten für den kostspieligen Neubau in Zurndorf nicht mehr bedienen konnte. Da das Sektgeschäft stark von einer hohen Anfangsinvestition abhängig ist, führten der Liquiditätsmangel und der finanzielle Druck durch die neue Infrastruktur zu einem bedauerlichen Niedergang.

Eine staatlich geförderte Rettungsleine: Die Intervention der Burgenland-Wirtschaftsagentur

Bereits 2023 geriet A-Nobis in die Schlagzeilen, als die Burgenländische Wirtschaftsförderung 195.000 Flaschen Sekt aufkaufte. Die staatliche Förderagentur tätigte diesen Kauf im Auftrag des Landes, um dem Weingut kurzfristig finanzielle Unterstützung zu gewähren und dessen Zahlungsfähigkeit zu sichern. Die Transaktion galt damals als außergewöhnliche, aber notwendige Maßnahme, um das Unternehmen vor dem Aus zu bewahren.

Überraschenderweise hat sich die geplante Rücknahme der Waren durch Norbert Szigeti jedoch erledigt. Stattdessen sucht die staatliche Behörde nun Käufer für den Rohschaumwein, der ursprünglich zum Zweck der Wiedereinführung der 800.000 Euro Warenkosten angeboten worden war. Diese staatliche Intervention mag kurzfristig hilfreich sein, scheint aber das Unvermeidliche – Szigetis Insolvenz – nur hinausgezögert zu haben.

Szigeti nannte die Corona-Pandemie als wesentlichen Faktor für die schleppenden Verkäufe seines hochpreisigen Schaumweins. Die Pandemie beeinträchtigte sowohl die Lieferkette als auch die Konsumausgaben, insbesondere für Luxusartikel wie Premium-Schaumweine, die lange als Genussmittel galten.

Finanzielle Schwierigkeiten: Insolvenz und der Sanierungsplan

Die finanzielle Lage von A-Nobis hat einen kritischen Punkt erreicht. Laut Berichten des Alpengläubigerverbands belaufen sich die gesamten Verbindlichkeiten von A-Nobis auf über 6 Millionen Euro , während das Vermögen lediglich 1,2 Millionen Euro beträgt. Dies führt zu einer Überschuldung von fast 5 Millionen Euro , wodurch das Unternehmen ohne Restrukturierung seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen kann.

Vor diesem Hintergrund hat Szigeti die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens beantragt, um den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Der Sanierungsplan sieht die Rückzahlung von 20 % der Schulden in vier Raten über zwei Jahre vor. Ziel dieses Plans ist es, dem Weingut eine finanzielle Stabilisierung zu ermöglichen und gleichzeitig den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.

Ein Umzug zurück nach Gols und die Rolle der "Hipster Invest GmbH"

Im Zuge der Umstrukturierung plant Szigeti, die Produktion zurück nach Gols zu verlegen, wo sein Bruder Peter Szigeti weiterhin Schaumwein herstellen wird. Die Brüder hatten sich zuvor getrennt: Norbert führte das Geschäft in Zurndorf weiter, während Peter in Gols blieb. Um die Betriebskosten zu senken und die finanzielle Belastung des Standorts Zurndorf zu minimieren, hat Norbert nun beschlossen, die Produktion zurück nach Gols zu verlagern.

Die neu errichtete Anlage in Zurndorf, die für einen Großbetrieb ausgelegt ist, soll von der Hipster Invest GmbH übernommen werden. Laut Restrukturierungsplan wird die Hipster Invest GmbH die Verwaltung der Immobilie übernehmen und deren Wert innerhalb von zwei Jahren maximieren. Langfristig sollen die Schulden von Szigeti um bis zu 4,2 Millionen Euro reduziert werden.

Die menschlichen Auswirkungen: Mitarbeiter und Gläubiger

Zusätzlich zu den finanziellen Belastungen hat das Insolvenzverfahren rund 70 Gläubiger und 12 Mitarbeiter von A-Nobis betroffen. Aufgrund der finanziellen Turbulenzen wurden die Gehaltszahlungen an die Mitarbeiter ausgesetzt, was die ohnehin schon schwierige Situation weiter verschärft hat. Viele Gläubiger, darunter Lieferanten, warten noch immer auf die Bezahlung der an das Weingut gelieferten Waren und Dienstleistungen.

Das Landgericht Eisenstadt prüft derzeit den Antrag auf Eröffnung des Sanierungsverfahrens. Bei Genehmigung würde dieses Verfahren dem Weingut ermöglichen, seine Schulden zu restrukturieren und – wenn auch mit erheblichen Einschnitten – wieder auf den Weg der finanziellen Stabilität zurückzukehren.

Die Zukunft von A-Nobis: Kann es überleben?

Die Zukunft von A-Nobis bleibt ungewiss, doch die Restrukturierungsmaßnahmen geben Anlass zur Hoffnung. Mit der richtigen Kombination aus finanzieller Sanierung und strategischen operativen Veränderungen könnte das Unternehmen – wenn auch in kleinerem Umfang – überleben. Die Entscheidung, die Produktion zurück nach Gols zu verlagern, zusammen mit dem geplanten Verkauf des Grundstücks in Zurndorf, könnte dazu beitragen, die Gemeinkosten zu senken und den Cashflow zu verbessern.

Der Weg zur Erholung wird jedoch schwierig sein. Angesichts eines weiterhin bestehenden erheblichen Schuldenbergs und eines unsicheren Marktes, insbesondere für hochpreisige Luxusweine, werden die nächsten Jahre für A-Nobis entscheidend sein. Die staatliche Intervention im Jahr 2023 verschaffte dem Unternehmen zwar etwas Zeit, doch nun liegt es an Szigeti und seinem Team, den Restrukturierungsprozess zu steuern und gestärkt aus dieser Finanzkrise hervorzugehen, um einen tragfähigen Zukunftsplan zu entwickeln.

Während sich diese Situation entwickelt, verdeutlicht A-Nobis eindrücklich die Unbeständigkeit der Weinbranche, in der selbst die besten Pläne angesichts unvorhergesehener Ereignisse, wirtschaftlicher Herausforderungen und globaler Krisen wie der COVID-19-Pandemie scheitern können. Ob Szigetis ambitionierte Vision für seinen Sektkeller dem finanziellen Druck standhalten und sich vom Rande der Insolvenz erholen kann, wird sich erst noch zeigen.

Quelle: Der-Winzer

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